Wer schaut nicht gerne einem reichen, arroganten Typen bei seinem Abstieg zu. Die Schadenfreude ist der Reiz der Serie «Your Friends & Neighbors».
Hedgefond-Manager Andrew «Coop» Cooper (Jon Hamm) besitzt alles, wovon ein Karrierist träumt: einen Maserati, eine Villa, eine Mitgliedschaft im Country Club, eine Vorzeige-Familie. Zudem geht er auf Partys, auf denen sich Gäste in ein 30'000-Dollar-Klo übergeben.

Aber dann geht seine Ehefrau mit seinem besten Freund ins Bett, wird geschieden und hat einen One-Night-Stand mit einer zwanzig Jahre jüngeren Kollegin, was laut Richtlinien seines Bosses verboten ist. Deshalb wird er gefeuert.
Blöd dabei: Laut seines Arbeitsvertrages darf er zwei Jahre nicht in seinem Bereich tätig werden.
Arm sein ist keine Option
Coop trifft eine ungewöhnliche Karriereentscheidung. Er wird Dieb und bricht in die Villen der Nachbarn ein. Um Rechnungen zu zahlen, seinen Lifestyle aufrecht zu erhalten und um seine Familie zu ernähren, was in diesem Fall heisst: Die Ex und die Kinder können weiterhin in der 10'000-Quadratmeter-Villa leben.

Moralische Bedenken? Keine. Coop findet, dass es in der Nachbarschaft jede Menge «Arschlöcher» gibt, mit Häusern «voller teurem Scheiss», den niemand je vermissen wird.
Erfunden hat die Serie der amerikanische Drehbuchautor und Produzent Jonathan Tropper, der durch gelungene Actionserien wie «Banshee» oder «Warrior» bekannt wurde.

«Your Friends & Neighbors» ist eine typische Jonathan-Tropper-Serie. Er produziert gerne kommerzielle Serien, die in moralischen Graubereichen spielen, mit Helden, die alles andere als Saubermänner sind.
In «Banshee» nimmt ein Krimineller den Job als Kleinstadtsheriff an, aber nicht mit der Absicht, einer von den Guten zu werden.
In der Martial-Arts-Serie «Warrior» wird in den USA der 1870ern ein chinesischer Einwanderer Mitglied einer Gangsterbande und in die Tong-Kriege verwickelt. Und jetzt eben ein Hedgefondmanager als Einbrecher.
Topper hatte bei Figur des Coop von vornherein Schauspieler Jon Hamm im Kopf. Der ist die grosse Stärke der Serie. Auch wenn viele an eine ganz andere Serie denken, wenn sie seinen Namen hören.
«Mad Men» forever
Es gibt so Figuren, die wird ein Schauspieler nicht mehr los. Wer einmal James Bond gespielt hat, wird immer darauf angesprochen.
So ähnlich geht es Jon Hamm. Jeder sieht ihn als Don Draper, den schnieken Werbefachmann aus der stylischen Kult-Serie «Mad Men» (2007 bis 2015). In dem Sittengemälde der 1960er-Jahre geht es um sexistische Männer, Werbung und Alkohol.

Nach «Mad Men» spielte oder sprach Hamm oft Schurken («Baby Driver», «Minions»), wurde für Rollen in Serien wie «Fargo» oder «The Morning Show» für Emmys und Golden Globes nominiert, aber Don Draper wird er nicht los. Das weiss er auch. Vergangenes Jahr kehrte er in der Komödie «Unfrosted» kurz nochmal in seine Paraderolle zurück.
Jetzt, mit 54, leichtem Bauchansatz und Falten, passt er als zynischer Coop, der unter dem Alleinsein genauso leidet wie am Geldmangel.

«Your Friends & Neighbors» ist ein Mischung aus Seifenoper und Satire, weshalb die Serie leider nicht so böse ist, wie sie sein könnte. Sie wird einen kritischen Blick auf den Materialismus ihres Helden, achtet aber immer darauf, dass Coop und die anderen Charaktere nett bleiben, was schade ist.
Trotzdem: Die Serie macht Spass. Perfekter Zeitvertreib für Ostern.
Die Serie läuft bei Apple TV+.
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