Nach der Vorlage des Koalitionsvertrags hat der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen gewarnt, Europas Beziehungen zu den Vereinigten Staaten in Zweifel zu ziehen. „Unser Interesse ist die Erhaltung der Institutionen des Westens. Dabei ist die Nato entscheidend. Es gibt keine einzige offizielle amerikanische Aussage, die das in irgendeiner Weise in Zweifel stellt. Niemand in Washington hat die westlichen Institutionen infrage gestellt. Und darum sollten wir auch nicht anfangen, etwas zu antizipieren, was in Washington noch gar keiner gesagt hat“, sagte Röttgen WELT.

Von Deutschland erwarte die Trump-Administration im Gegenzug eine Führungsrolle, so Röttgen. „Man möchte, dass Deutschland eine führende Rolle in der Sicherheit für Europa spielt. Das ist unser Betrag dazu, damit die transatlantische Klammer in der Zeit von Russlands Krieg in Europa aufrechterhalten bleibt.“ Die nun verankerte verfassungsrechtliche Ausnahme des Verteidigungshaushalts von der Schuldenbremse werde in Washington „mit großer Wertschätzung“ zur Kenntnis genommen.

Deutschland, so Röttgen, werde „Schritt für Schritt mit massiven Beträgen“ die eigene Verteidigungsfähigkeit herstellen. „Das ist ein neues Selbstverständnis, das wir haben. Was nicht nur eine Frage von Verantwortung ist, sondern auch von Interessen. Wir sehen, die Amerikaner machen das nicht mehr. Und wir sehen, wie Putin diesen Krieg führt und weiter aufrüstet, um auch noch jenseits der Ukraine Krieg führen zu können.“

Donald Trumps aktuelle Kehrtwende im Zollstreit sei ein Exempel dafür, dass „in Washington alles in völliger Bewegung ist, die komplex ist, die noch keine klare Richtung hat, auch keinen großen Plan“. Genau das sei eine Chance für Deutschland, das transatlantische Verhältnis zu gestalten. Der CDU-Politiker besuchte Washington im Format des „Weimarer Dreiecks“ gemeinsam mit französischen und polnischen Abgeordneten.

Stefanie Bolzen berichtet für WELT seit 2023 als US-Korrespondentin aus Washington, D.C. Zuvor war sie Korrespondentin in London und Brüssel.

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