Höhere Ausgaben des Staates für Sozialleistungen haben den Anteil der Staatsausgaben im Verhältnis zur Wirtschaftskraft Deutschlands 2024 nach oben getrieben. Mit 49,5 Prozent lag die sogenannte Staatsquote 1,1 Prozentpunkte über dem Wert des Jahres 2023 und 2,2 Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnitt der Jahre seit 1991, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat.

2023 lag dieser Wert noch bei 48,4 Prozent. „Der aktuelle Anstieg ist vor allem auf deutlich gestiegene monetäre Sozialleistungen, etwa für Renten, Pflege- oder Bürgergeld, sowie auf höhere soziale Sachleistungen wie für Klinikbehandlungen oder Pflege zurückzuführen“, hieß es.

Die Staatsquote gibt das Verhältnis der Staatsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) an. Sie zeigt, wie viel der Staat im Verhältnis zur Gesamtproduktion in einem Land ausgibt.

„Das kann nicht gut gehen“, sagen Ökonomen

Ökonomen sehen die Entwicklung kritisch und rechnen schon im laufenden Jahr mit einem Überschreiten der 50-Punkte-Marke.

„Die Staatsausgaben von heute sind die Steuern von morgen“, sagte Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Nachrichtenagentur Reuters. „Mit einem immer weiteren Drehen an der Abgabenschraube kalkuliert sich Deutschland aus dem internationalen Standortwettbewerb heraus, weil den höheren Abgaben keine verbesserten Produktionsbedingungen gegenüberstehen.“ Damit sinke das Preis-Leistungs-Verhältnis des Standorts. Das Land ähnele zunehmend einem Unternehmen, dessen Umsätze schmelzen und dem nichts anderes einfalle, als die Preise zu erhöhen. „Das kann nicht gut gehen“, warnte Kooths. Bei immer höheren Abgabenlasten drohten verstärkte Abwanderung und geringere Zuwanderung. „Deutschland fällt so im Rennen um die Talente der Welt sowie bei Direktinvestitionen immer weiter zurück“, betonte Kooths. „Denn: Die mobilsten Arbeitskräfte sind zugleich die produktivsten, Kapital ist ohnehin mobil.“

In ihrem Frühjahrsgutachten sagen die führenden Institute für Deutschland im laufenden Jahr ein Überschreiten der 50-Prozent-Marke voraus. 2026 soll die Staatsquote auf über 51 Prozent klettern. „Damit wird mehr als jeder zweite Euro, der in Deutschland erwirtschaftet wird, einmal durch die öffentlichen Kassen geschleust – Tendenz eher noch steigend“, sagte Kooths.

Den höchsten Wert im wiedervereinigten Deutschland erreichte die Staatsquote 1995 mit 55,2 Prozent. Dies sei vor allem auf die Übernahme der Schulden der Treuhandanstalt zurückzuführen, erklärten die Wiesbadener Statistiker. Auch in den Corona-Jahren 2020 (51,1 Prozent) und 2021 (50,7 Prozent) war die Staatsquote vergleichsweise hoch: Die Beschaffung und Durchführung von Covid-19-Tests und Impfungen sowie Wirtschaftshilfen ließen die Staatsausgaben während der Pandemie steigen.

Die niedrigste Staatsquote in der langen Reihe seit 1991 gab es den Angaben zufolge im Jahr 2007 mit 43,5 Prozent.

Finnland hat die höchste Staatsquote

Im Vergleich mit den übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) liegt Deutschland aktuell im Mittelfeld: Der EU-Durchschnitt betrug im vergangenen Jahr 49,2 Prozent.

Am höchsten war die Quote nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat in Finnland mit 57,6 Prozent, gefolgt von Frankreich (57,1 Prozent) und Österreich (56,3 Prozent).

Den niedrigsten Wert wies demnach Irland mit 23,5 Prozent auf, das als Sitz bedeutender multinationaler Konzerne in den vergangenen zehn Jahren ein deutliches Wirtschaftswachstum verzeichnete. Vergleichsweise niedrige Staatsquoten meldeten auch Malta (38,3 Prozent) und Litauen (39,5 Prozent).

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