Mit einer freundlichen Wall Street im Rücken hat der DAX am Nachmittag noch Boden gut gemacht. Die Anleger hoffen weiter auf eine Zolleinigung zwischen den USA und China.

Neue Hoffnungen auf Fortschritte im Zollstreit mit den USA haben am Nachmittag für Kauflaune bei den Anlegern gesorgt. Nach langer Zeit tristem Handelsverlauf mit einem Tagestief bei 21.731 Punkten legte der DAX am Nachmittag mit einer robusten Wall Street im Rücken noch zu.

Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 22.064 Punkten um 0,47 Prozent höher. Der Index behauptet damit sein weiter erhöhtes Niveau. Noch besser hielt sich der MDAX der mittelgroßen Unternehmen, er gewann 0,88 Prozent auf 27.907 Zähler.

Gestern hatte der deutsche Leitindex 3,1 Prozent höher bei 21.961 Punkten geschlossen, nachdem die Hoffnung auf eine Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und China die Anleger zurück in den Aktienmarkt gelockt hatte.

In den vergangenen Tagen hatte sich der DAX kräftig erholt, sodass eine Konsolidierung grundsätzlich nicht überraschend käme. Zunächst einmal müsse konstatiert werden, dass der DAX die immensen Kursverluste vom 4. und 7. April (über 3.200 Punkte) innerhalb von gut zwei Wochen komplett aufgeholt habe, schreiben die Marktbeobachter von HSBC in ihrem Tageskommentar. "Seit dem Tief ging es um fast 19 Prozent nach oben." Die Charttechniker sehen bei rund 22.200 Punkten einen wichtigen Widerstand auf dem weiteren Weg in höhere Chartzonen.

Zarte Hoffnungen im Zollstreit - China bremst

Das alles beherrschende Thema bleibt aber die Lage im Zollstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt, die weiter unklar ist. China wies eine Darstellung von US-Präsident Donald Trump zurück, wonach beide Seiten im Handelsstreit in direktem Kontakt stünden.

Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums sagte, alle neuen Zölle müssten wieder rückgängig gemacht werden, wenn Washington ein ernstes Interesse an einer Lösung haben sollte. Die US-Regierung müsse auf "vernünftige Stimmen" im In- und Ausland hören. Bislang habe es noch keine Verhandlungen beider Staaten zur Wirtschaft oder zum Handel gegeben. "Die Person, die den Gürtel enger geschnallt hat, muss ihn auch wieder lockern."

Zuvor hatten bereits Aussagen der US-Regierung Hoffnungen auf eine baldige Einigung gedämpft. So hat Trump seinem Finanzminister Scott Bessent zufolge China im Zollstreit kein einseitiges Angebot gemacht. Bessent sagte, die US-Zölle von 145 Prozent auf chinesische Waren und die chinesischen Zölle von 125 Prozent auf amerikanische Güter müssten vor Gesprächen gesenkt werden. US-Präsident Trump werde diesen Schritt jedoch nicht einseitig vollziehen.

"Keine der beiden Seiten glaubt, dass diese Niveaus haltbar sind." Die jetzigen Zölle kämen einem Abbruch des Handels zwischen beiden Ländern gleich.

Derweil hofft der geschäftsführende Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) auf eine "positive Dynamik". Kukies sagte heute in Washington, niedrigere Zölle zwischen den beiden größten Volkswirtschaften USA und China würden die Dinge erleichtern für alle anderen Handelspartner.

Kukies äußerte sich am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Die USA hätten bei dem Treffen "klar gemacht, dass weiterhin sehr großes Interesse an einer Einigung besteht", sagte der Finanzminister.

Update Wirtschaft vom 24.04.2025

Antje Erhard, HR, Update Wirtschaft, 24.04.2025 09:00 Uhr

Kaum Effekt durch den starken ifo-Index

Gleichwohl verbesserte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trotz der Unsicherheiten wegen der US-Zollpolitik überraschend. Das ifo-Geschäftsklima stieg im April unerwartet um 0,2 Punkte auf 86,9 Punkte, wie das ifo-Institut in München mitteilte.

"Ein kleines Licht am Ende des Tunnels", kommentierte Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg das Ergebnis der ifo-Umfrage. Es bestehe aber kein Grund, in Jubelstimmung zu verfallen. Offenbar glaubten die Unternehmen, sich an die neuen Zustände in der Weltwirtschaft anpassen zu können, sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank. "Die Hoffnungen ruhen insbesondere auf dem europäischen Binnenmarkt sowie auf anderen großen Wirtschaftsregionen außerhalb der USA."

Robuster Handel in New York

Trotz so mancher Gewinnwarnung aus dem Standardwertebereich infolge der neuen Zollpolitik legen die großen US-Aktienindizes am Mittag Ortszeit zu. Auch der Leitindex Dow Jones, der zur Eröffnung noch mit seinem Schlussstand gerungen hatte, steigt rund 0,8 Prozent. An der Nasdaq und beim marktbreiten S&P 500 geht es sogar zwischen 1,9 und 1,3 Prozent bergauf.

Neben den Zollstreitigkeiten steht die laufende Berichtssaison derzeit im Fokus der Investoren. Quartalszahlen zeigen ein gemischtes Bild. So überzeugt der Halbleiterkonzern Texas Instruments (TI) die Anleger, die Papiere legen deutlich zu. Die TI-Zahlen sowie das ebenfalls gute Abschneiden des französischen Konkurrenten ST Microelectronics trieben Infineon mit einem Plus von über sieben Prozent an die DAX-Spitze.

Für IBM geht es hingegen kräftig bergab. Konzernchef Arvind Krishna fürchtet, dass die "America-First"-Politik von Präsident Trump US-Unternehmen international schaden könnte. "Wenn sich die Wahrnehmung durchsetzt, dass amerikanische Unternehmen nur machen, was für das Land Amerika gut ist, wird das ein Problem auslösen", sagte Krishna dem US-Wirtschaftssender CNBC. Heute werden nach US-Börsenschluss die Technologiekonzerne Intel und Alphabet ihre Bilanz vorstellen.

Euro legt zu

Der Kurs des Euro legte heute im europäischen Handel nach zwei schwächeren Tagen wieder zu. Zuletzt wurden 1,1359 Dollar bezahlt, ein Plus von rund 0,4 Prozent zum Dollar. Am Devisenmarkt zeigen sich Zweifel an einer nachhaltigen Erholung des Greenback. Die Kurserholung des Dollars in den vergangenen beiden Handelstagen scheint also vorerst gestoppt.

Die jüngsten Äußerungen von Trump hätten "die Risiken für den US-Dollar aus Sicht der meisten Marktteilnehmer nur geringfügig verringert", kommentierte Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Sie verwies darauf, dass sich derzeit viele Anleger gegen einen weiteren Kursabsturz des Dollars absichern. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1376 (Mittwoch: 1,1415) Dollar fest.

US-Arbeitsmarkt bleibt robust

In den USA ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe leicht gestiegen. In der vergangenen Woche legten sie um 6.000 auf 222.000 zu, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt damit gerechnet. Die Daten signalisieren einen weiter robusten Arbeitsmarkt in der größten Volkswirtschaft der Welt.

Generell spielen Arbeitsmarktdaten eine wichtige Rolle bei Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed. Die jüngste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt spricht eher gegen eine Zinssenkung. Zuletzt hatte die Fed die Leitzinsen bei der Sitzung im März stabil gehalten - die Tür für künftige Zinssenkungen aber offen gehalten. Die nächste Zinsentscheidung steht am 7. Mai auf dem Programm.

US-Auftragseingänge für langlebige Güter unerwartet hoch

Getragen von sehr starken Auftragseingängen bei den Flugzeugherstellern sind die Bestellungen im Monatsvergleich um 9,2 Prozent gestiegen, wie das US-Handelsministerium heute in Washington nach einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Anstieg um 2,0 Prozent erwartet.

Ohne Transportgüter wie Flugzeuge stagnierten die Aufträge im März. Hier war ein Plus von 0,3 Prozent erwartet worden. "Zwar gibt es aufgrund der Zollpolitik hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Verarbeitenden Gewerbes Verunsicherung, zunächst aber scheint die wirtschaftliche Verfassung der US-Industrie solide", schreiben Experten der Helaba. "Die Daten werden die US-Notenbank wohl in ihrer abwartenden Haltung bezüglich Zinssenkungen bestärken."

Teslas Talfahrt auf EU-Automarkt hält an

Für den US-Autobauer Tesla geht es auf dem EU-Automarkt weiter bergab. Im ersten Quartal 2025 sanken die Zulassungszahlen nach Angaben des europäischen Herstellerverbands ACEA um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit setzt sich der Negativtrend für die Firma von US-Milliardär Elon Musk fort, jedoch etwas langsamer als noch zu Jahresbeginn. Zwischen Januar und Februar gingen die Zulassungszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 49 Prozent zurück.

Die Volkswagen-Gruppe verbuchte ein leichtes Plus von knapp fünf Prozent. Die BMW-Gruppe bewegte sich mit einem Plus von 0,4 Prozent kaum, und Mercedes-Benz musste einen Rückgang von 6,2 Prozent hinnehmen.

Insgesamt gingen die Zulassungszahlen bei neuen Autos in der EU im ersten Quartal um 1,9 Prozent zurück, reine Elektroautos verbuchten aber einen Zuwachs von 23,9 Prozent. Sie haben einen Marktanteil von 15,2 Prozent.

Adidas mit starkem Jahresauftakt

Der Sportartikelkonzern Adidas ist zum Jahresauftakt kräftig gewachsen. Der Umsatz legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nahezu 700 Millionen auf 6,15 Milliarden Euro zu. Das entspricht einem währungsbereinigten Wachstum von 13 Prozent. Ohne die Verkäufe von Yeezy Produkten im Vorjahr liegt das Wachstum währungsbereinigt bei 17 Prozent. Grund sei ein zweistelliges Wachstum in allen Märkten und allen Vertriebskanälen. Das Betriebsergebnis stieg von 336 auf 610 Millionen Euro.

Partnerschaft zwischen VW und Uber

Volkswagen und der Fahrdienstvermittler Uber haben eine Partnerschaft für den US-Markt vereinbart. In den nächsten zehn Jahren soll der Autobauer Tausende autonom fahrende Kleinbusse, Elektro-Bullis vom Typ ID Buzz AD, für Fahrten in den USA bereitstellen, wie die Hamburger VW-Tochter Moia mitteilte. Uber-Kunden sollen die Bullis über die App des US-Unternehmens rufen können.

Schwaches Asien-Geschäft belastet Delivery Hero

Die zuletzt gut gelaufenen Anteilsscheine von Delivery Hero schwankten stark, drehten gegen Schluss aber mit dem Gesamtmarkt noch ins Plus. Der Essenslieferdienst war zwar mit weiterem Wachstum ins neue Jahr gestartet. Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan sprach denn auch von einer in Summe überraschend guten Umsatzentwicklung.

Negativ hob er allerdings die in Asien eher schwachen Geschäfte hervor. Das dortige Geschäft werde aber im Laufe dieses Jahres auf den Wachstumspfad zurückkehren, prognostizierte Delivery-Hero-Finanzchefin Marie-Anne Popp.

Procter & Gamble zieht Prognose wegen Zöllen zurück

Die Auswirkungen des von Präsident Donald Trump angezettelten Handelskriegs machen dem US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) zu schaffen. Nach einem unerwartet starken Rückgang des Quartalsumsatzes infolge einer abgeschwächten Konsumlaune kassierte der Vorstand seine Umsatz- und Gewinnziele, wie der Konzern heute mitteilte. P&G habe insbesondere im Februar und März eine geringere Kauflust der US-Käufer zu spüren bekommen, sagte ein Konzernsprecher.

Der Vorstand erwartet nun für das Geschäftsjahr 2024/25 stagnierende Erlöse statt eines Wachstums von zwei bis vier Prozent. Beim Gewinn je Aktie würden 6,72 bis 6,82 Dollar angepeilt statt 6,91 bis 7,05 Dollar. Procter-Papiere fallen an der NYSE über fünf Prozent.

PepsiCo bekommt Zölle zu spüren - kappt Gewinnausblick

Auch der US-Nahrungsmittelkonzern PepsiCo erwartet wegen des weltweiten Zollkonflikts im laufenden Jahr weniger Gewinn als bisher. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (Core EPS) dürfte bei ausgeklammerten Währungseffekten in etwa auf dem Vorjahresniveau verharren, teilte PepsiCo heute mit. Ursprünglich hatte PepsiCo einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich angepeilt. Der Umsatz soll dagegen weiterhin organisch im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen.

Derweil können Verbraucher bald wieder PepsiCo-Produkte bei Edeka und Netto kaufen, wie ein Sprecher des Edeka-Verbunds heute mitteilte. Einzelheiten zu der Einigung wurden nicht bekannt. PepsiCo hat Getränke wie Pepsi, Schwip Schwap und den Energydrink Rockstar sowie salzige Snacks wie Chips der Marken Lay's und Doritos im Angebot. Die Produkte des US-Unternehmens und Coca-Cola-Konkurrenten waren wegen Preisdifferenzen seit mehr als zwei Jahren nicht mehr bei Edeka und Netto erhältlich.

American Airlines streicht Prognose

Die US-Fluggesellschaft American Airlines zieht angesichts der wirtschaftlichen Turbulenzen ihre Geschäftsprognosen für das laufende Jahr ebenfalls zurück. Neue Ziele will das Management erst nennen, wenn die wirtschaftlichen Aussichten klarer werden, wie die Gesellschaft heute in Fort Worth (US-Bundesstaat Texas) mitteilte. Bisher hatte Konzernchef Robert Isom einen bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 1,70 und 2,70 US-Dollar angepeilt.

Merck & Co. warnt

Der von den USA losgetretene Zollstreit dürfte auch den US-Pharmakonzern Merck & Co viel Geld kosten. Der Arzneimittelhersteller kalkuliert auf Basis der bereits in Kraft getretenen Zölle mit einer Belastung von rund 200 Millionen Dollar (rund 176 Mio Euro). Zur Vorlage seiner Quartalszahlen senkte das Management um Konzernchef Robert Davis daher seinen Gewinnausblick für das laufende Jahr. Die Verdienstaussichten würden aber auch durch die Kosten für eine exklusive Lizenzvereinbarung mit dem chinesischen Unternehmen Hengrui Pharma geschmälert, teilte Merck & Co weiter mit.

Nestle wächst zu Jahresbeginn leicht

Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestle ist mit einem leichten Wachstum in das neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2025 stieg der Umsatz des Herstellers von Nespresso, Maggi und KitKat um 2,3 Prozent auf 22,6 Milliarden Franken. Treiber waren dabei vor allem Preissteigerungen, mit denen das Unternehmen teilweise deutlich gestiegene Einkaufskosten auszugleichen versuchte, nachdem die Preise für zwei der wichtigsten Rohstoffe, Kaffee und Kakao, auf Rekordniveau geklettert waren.

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