Mehr als 30 Millionen Haustiere gibt es in Deutschland. Nur für Hunde ist eine Versicherung in einigen Fällen verpflichtend. Doch auch sonst sollten Halter ihre Tiere absichern.
Fast die Hälfte aller Deutschen hatte im Jahr 2023 eine Katze, einen Hund, Vögel oder Fische. Dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe zufolge leben rund 34 Millionen Haustiere unterschiedlichster Art mit den Menschen zusammen in der Wohnung. Doch egal wie lieb und toll sie auch seien, sie können einem auch Ärger bereiten, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Podcast "Gold & Asche: Projekt Versicherung" der ARD-Finanzredaktion. "Ein Haustier kann immer einen Schaden verursachen."

Den Podcast "Gold & Asche: Projekt Versicherung" gibt es ab dem 9. April 2025 wöchentlich in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Folge 1: Sozialversicherungen - Grundlagen und Grenzen (9. April)
Folge 2: Gesetzliche vs. private Krankenversicherung (9. April)
Folge 3: Haftpflicht, Kfz & Haustier - Was ist Pflicht, was ist sinnvoll? (16. April)
Folge 4: Die Berufsunfähigkeitsversicherung und ihre Alternativen (23. April)
Folge 5: Die Familie richtig absichern (30. April)
Folge 6: Wohnen & Wetterrisiken - Schutz für das eigene Zuhause (7. Mai)
Folge 7: Gesundheitskosten absichern - von Zahnzusatz bis Krankentagegeld (14. Mai)
Folge 8: Gut abgesichert streiten und reisen (21. Mai)
Bonusfolge: Hinter den Kulissen - wie Versicherungen ticken (offen)
Verpflichtende Hundehalterhaftpflicht in einigen Bundesländern
Tierhalter haften grundsätzlich für die Schäden, die das Haustier verursacht - egal, ob sie alles richtig gemacht haben oder nicht. Wenn man Kleintiere wie einen Hamster oder eine Katze hat, ist das kein Problem. Die sie sind sowieso durch die private Haftpflichtversicherung geschützt. Schäden durch Hunde oder Pferde decken sie jedoch nicht ab.
Bei Hunden gibt es deswegen sogar je nach Bundesland und Rasse eine Pflicht zur Haftpflichtversicherung. Sie gilt für Hundehalter in sechs Bundesländern: Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In allen anderen gibt es aber auch für bestimmte Hunde eine Hundehaftpflichtversicherung.
Diese Voraussetzungen seien in den vergangenen Jahren zwar etwas aufgeweicht worden, sagt Henriette Neubert von Finanztip. "Aber die meisten Bundesländer sagen, dass du für einen als gefährlich eingestuften Hund zwingend eine Haftpflichtversicherung haben musst. Das ist manchmal eine Rasse. Das ist aber viel häufiger inzwischen ein individuelles Thema." Zum Beispiel wenn der Hund schon einmal in einer Art und Weise auffällig geworden sei. Oder er eine Rückenhöhe von mindestens 25 Zentimeter habe.
Alle Hundehalter sollten eine Haftpflicht abschließen
Wenn die Pflicht zur Hundehaftpflicht missachtet wird, droht ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro. Das einzige Bundesland, das komplett auf eine Versicherungspflicht verzichtet, ist Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch wenn man nur einen kleinen Hund hat oder in diesem Bundesland wohnt, rät Neubert zu einer Haftpflichtversicherung. "Der kann sich von der Leine ausreißen, über die Straße rennen und einen Unfall verursachen." Wenn das passiert, können gut und gerne Kosten von mehreren Hunderttausend Euro auf den Hundehalter zukommen.
Davor kann eine Haftpflicht schützen. Übrigens gilt das nicht nur für Hunde, sondern auch für größere andere Tiere, für die keine Haftpflicht vorgesehen ist. Wenn ein Pferd beim Bauern die Erdbeeren zertrampelt, kommt der Halter ebenfalls dafür auf. Bei einer gewerblichen Nutzung von Tieren, ist eine Versicherung ohnehin notwendig.
Die Angebote für solche Versicherungen sind relativ ähnlich. Allerdings sollte man darauf achten, dass bestimmte Leistungen auf jeden Fall enthalten sind: eine angemessene Versicherungssumme, die Abdeckung von Schäden im Ausland und die Mitversicherung von Schäden durch bedingten Vorsatz - zum Beispiel bei der Missachtung von Leinenpflicht - Mietsachschaden und Ferienwohnungen.
Zudem sollten Deckschäden versichert sein, also wenn eine läufige Hündin gegen den Willen des Besitzers geschwängert wird. Das kann Kosten für eine Abtreibung oder die Aufzucht der Welpen bedeuten. Gute Policen gibt es ab 43 Euro im Jahr für kleine Hunde, und ab 60 Euro im Jahr für große Hunde. Als kleiner Hund gilt ein Tier laut Finanztip in der Regel bis zu einer Größe von 45 Zentimetern. Je nach Versicherer sind aber auch andere Einordnungen möglich.
Krankenversicherung für Haustiere nicht empfehlenswert
Das eine ist die Pflicht zu einer Haftpflichtversicherung. Aber wie ist das, wenn man die Katze oder den Hamster vor Krankheiten finanziell absichern will? Eine solche Haustier-Krankenversicherung empfiehlt Neubert nicht. "Es ist einfach unheimlich teuer für das Risiko, was abgesichert ist." Für einen Tarif ohne viele Ausschlüsse zahle man ein paar Hundert Euro im Jahr an Versicherungsbeiträgen. "Ich sehe da das Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht als positiv."
Tierarztkosten sind häufig sehr hoch. Gleichzeitig ist eine ordentliche Versicherung auch sehr teuer. Bei günstigeren Tarifen werden oft nur 60 Prozent der Kosten übernommen und viele Krankheiten wie genetische Defekte ausgeschlossen. Es wird daher empfohlen, lieber etwas Geld zur Seite legen und schon vor dem Haustier-Kauf zu sparen. Und: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich vorher überlegen, ob und welche Größe sie sich leisten können. Denn dazu zählen eben nicht nur die Anschaffungskosten oder Futter, sondern auch Krankheitskosten.
Das Einzige, was Experten in dem Kontext empfehlen, ist eine OP-Versicherung für Pferde. Da stehe das Verhältnis zwischen Kosten und Beiträge in einem positiveren Verhältnis, sagt Neubert. Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW hat eine ähnliche Meinung. Auch sie findet eine Krankenversicherung nur bei Pferden sinnvoll, weil die Vollnarkoseoperation sehr aufwendig und deswegen sehr teuer sei. "Man sollte nicht so blauäugig an die Anschaffung eines Tieres gehen, sondern sich die Kosten wirklich vorhalten. Ob der Versicherungsschutz, der ja auch monatlich bezahlt werden muss, weiterhilft, das wage ich in vielen Fällen zu bezweifeln."
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