In den 90er-Jahren erobert Nadja Auermann mit kühler Erotik als deutsches Supermodel die Modewelt. Heute ist sie 54 Jahre alt und findet ihr Glück nicht mehr vor der Kameralinse eines Top-Fotografen, sondern vielmehr im Sonntagsgottesdienst. Da fließen dann auch mal die Tränen.

Fast weißblonde Haare, schier endlos lange Beine (laut "Guinness-Buch der Rekorde" 1,12 Meter) und die unterkühlte Ausstrahlung einer Marlene Dietrich machten die Berlinerin Nadja Auermann in den 90er-Jahren zum gefragten und viel fotografierten Model. Als 18-Jährige wird Auermann beim Kellnern in einem Café von einem Modelscout entdeckt. "Elite", eine der bekanntesten Modelagenturen der Welt, nimmt die Deutsche unter Vertrag. Bald ziert Auermann unzählige Titelbilder und wird in einem Atemzug mit den damals weltberühmten Supermodels Naomi Campbell, Cindy Crawford, Christy Turlington, Linda Evangelista und Claudia Schiffer genannt.

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere steht Auermann vor der Linse von Top-Fotografen wie Steven Meisel, Richard Avedon, Helmut Newton oder Peter Lindbergh. In den letzten Jahrzehnten zieht sie sich aber aus der Modewelt zurück. Für die Mai-Ausgabe der deutschen "Vogue" zeigt Auermann nun aber, dass sie das Modeln auch mit 54 Jahren nicht verlernt hat. In einem Interview verrät sie zudem Privates. So offenbart die vierfache Mutter unter anderem, dass der Glaube inzwischen eine sehr große Rolle in ihrem Leben spiele.

"Ich war schon immer sehr religiös", erklärt Auermann. Obwohl sie aus einer Familie stamme, in der Religion "eigentlich eher abgelehnt" worden sei. Sie selbst habe aber "immer an Gott geglaubt", wie sie im "Vogue"-Interview erzählt. So sei beispielsweise Schönheit für sie etwas Göttliches: "Sie ist die Manifestation von Liebe."

Beim Gottesdienst kamen die Tränen

2020 habe sie sich im Alter von 49 Jahren taufen lassen, plaudert die heute 54-Jährige aus: "Eine meiner Töchter hatte den Wunsch geäußert, getauft zu werden. Sie war damals acht Jahre alt." Mit der katholischen Kirche habe Auermann allerdings "wegen der ganzen Skandale so gar nichts anfangen" können. Trotzdem habe sie zu ihrer Tochter gesagt: "Lass uns doch damit beginnen, sonntags gemeinsam in die Kirche zu gehen, und dann schauen wir erst mal, ob das wirklich etwas für dich ist."

Im Gottesdienst habe Auermann dann eine Art Erweckungsmoment gehabt: "Ich hatte das Gefühl, der Pfarrer spricht eigentlich nur mit mir. Die ganze Predigt, die ganzen Inhalte, die Gesänge, alles hat so zu meiner Lebenssituation, meinen Gefühlen gepasst, dass ich dann auf einmal angefangen habe zu weinen. Wie ein Schlosshund habe ich dagesessen." Das habe sich dann fast jeden Sonntag wiederholt.

Auermann habe gemerkt, dass es für sie eine "Art Meditation" sei, den Gottesdienst zu besuchen. Dieses Spirituelle habe etwas "unheimlich Schönes", wie sie im "Vogue"-Interview schwärmt: "Vor allen Dingen, weil das seit über 2000 Jahren mehr oder weniger auf diese Weise zelebriert wird, hat das in meinen Augen so eine zeitlose Daseinsberechtigung. Das überzeugte mich dann davon, mich auch selber taufen zu lassen."

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