Am Wochenende, nachdem der amerikanische Präsident die Weltwirtschaft ruiniert hatte, flog er nach Florida, um Golf zu spielen, bei einem Turnier in seinem eigenen Club, das er selbstverständlich gewann. Wie jedes Turnier, an dem er je teilgenommen hat. Der Mann verliert ja nicht einmal bei Uno mit seinen Enkeln.
Die Empörung war groß. Die Kommentatoren hyperventilierten, das Internet raste. Wie konnte er nur? Gerade jetzt, wo die Kurse abschmierten, Rentenfonds kollabierten und Vermögen in Zeitraffer verdampften?
Dabei war es vielleicht das Beste, was er seit Beginn seiner zweiten Präsidentschaft je getan hatte. Nicht nur, weil man dankbar für jede Minute sein muss, in der er nicht seinen politischen Impulsen nachgeht – zwei Tage, in denen er keine Posts in den sozialen Netzwerken abgesetzt, keine beleidigenden Pressekonferenzen inszeniert und keine neue Katastrophe auf die Schienen gehoben hat. Sondern vor allem deshalb, weil das Einzige, was noch Sinn ergibt, wenn die Apokalypse anklopft, das Vergnügen ist.
Natürlich sagen alle, man müsse sich jetzt anstrengen. Fieberhaft nach Lösungen suchen! Portfolios umschichten! Gegenhalten!
Aber das ist bloß eine illusionäre Selbstbeschwörung, die sich an der Wirklichkeit blamiert. All die Menschen, die jetzt ihr Geld verlieren, haben schließlich gearbeitet, gespart, investiert, Innovationen ersonnen. Und dennoch: Alles wurde von einem Abgrund verschlungen, binnen Stunden.
Jetzt noch mehr Anstrengung? Nein, danke. Weder Disziplin noch Ernst geschweige denn Verantwortungsbewusstsein nützen noch etwas. Der Abgrund bleibt, wo er ist und wird täglich größer. Wozu der ganze Stress, wenn man sich dabei bloß eine Depression einfängt? Vielleicht ist es sogar produktiv, den lawinenartigen Unsinn, der sich Weltwirtschaft nennt, nicht an sich heranzulassen.
Wenn einem die Zukunft genommen wird, bleibt einem nur die Gegenwart. Wer sie nicht nutzt, ist am Ende nicht nur arm, sondern auch noch schlecht gelaunt. Vielleicht ist das Einzige, was man jetzt tun sollte, also nichts. Oder wenigstens etwas Schönes. Gespräche führen, die Witz haben. Sich ins Café setzen. Netflix und Prime leerschauen. Einfach nur herumliegen. Oder auf dem Vulkan tanzen, bis man schwitzt. Das verändert nichts, macht aber wenigstens einen Abend einmal richtiger als alle Nachrichten.
Ja, das klingt zynisch. Ist es vielleicht auch. Aber was ist die Alternative? Noch ein LinkedIn-Post mit „Wir schaffen das“-Vibe und McKinsey-Grafik?
Eskapismus ist nicht immer Kapitulation. Manchmal ist er das letzte Mittel, nicht komplett wahnsinnig zu werden. Und ein Zeichen der Souveränität, sich nicht mehr beeindrucken zu lassen. Dabei zuzuschauen, wie Macher die Kontrolle verlieren, ist ja auch mal ganz schön.
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