Die Zollpolitik von US-Präsident Trump ist eine Kampfansage an China. Die Auswirkungen reichen bis nach Deutschland. Ein Ökonom fürchtet keine chinesische Exportschwemme, im Gegenteil: Für ihn ist die Volksrepublik der ideale Investitions- und Arbeitsplatzpartner.

Seit US-Präsident Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus eingezogen ist, verändert sich die Weltordnung radikal: Die transatlantische Bande werden schwächer, das Interesse an Europa nimmt ab. Stattdessen konzentrieren sich die USA stärker auf China, in der Zollpolitik ist die Volksrepublik Hauptgegner der USA. Das hat auch für Deutschland Konsequenzen, denn Trump treibt China in die Arme von Europa.

"Chinas Interesse ist klar: mehr Europa", sagt Horst Löchel. Und der Professor für Volkswirtschaftslehre und Co-Vorsitzender des Sino-German Centers der Frankfurt School of Finance & Management erkennt im neuen Handelskrieg weniger Risiken, sondern hauptsächlich Chancen.

Sollten die Chinesen ihre US-Exporte nach Europa umleiten, könnten europäische Unternehmen in Bedrängnis geraten. Der Wunsch, Einkommen und Arbeitsplätze zu verteidigen, ist auch für Löchel nachvollziehbar. Doch er geht pragmatisch an die neuen Handelsrouten heran: "Eine potenzielle Lösung könnte sein, die Chinesen dazu zu bringen, mehr in Europa zu investieren", sagt er im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". So könnten neue Arbeitsplätze entstehen und einer Exportflut aus China würde entgegengewirkt. "Das ist gut für unser Einkommen und unseren Wohlstand."

Ein gutes Match

Handelspolitisch wäre China gerade für Deutschland "der ideale Partner": Zwei Exportnationen, die Freihandel respektierten und auch internationale Institutionen wie die Welthandelsorganisation. Für Löchel ist das ein gutes Match: "Wir Deutschen sind die Perfektionisten, wir machen die Produkte perfekt", sagt er. "Die Chinesen machen sie entweder billig oder sehr innovativ."

Voraussetzung sei jedoch, dass sich Europa stärker als bisher in Richtung China öffne: Aktuell sind wir nach wie vor "eher abweisend" auf jegliche chinesische Direktinvestitionen auf europäischem Boden, kritisiert Löchel. Kritiker argumentieren mit Sicherheitsrisiken wie auch mit politischen Risiken. Auch die Sorge vor einem militärischen Konflikt Chinas mit Taiwan steht im Raum. In dieser Frage hat sich Deutschland jedoch für den Ökonomen klar positioniert: Im neuen Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass eine Wiedervereinigung Taiwans mit China nur friedlich erfolgen darf.

Den Koalitionsvertrag hat Löchel mit Blick auf die deutsche Außenpolitik genau im Blick. Die transatlantische Karte werde seiner Ansicht nach von deutscher Seite viel zu sehr gespielt: Er sieht die zweite Präsidentschaft von Donald Trump als "Epochenbruch", aus dem Deutschland Lehren ziehen sollte, um strategische Autonomie in Europa sicherzustellen. Wie soll das gehen? "Wir müssen uns nach Osten wenden", mahnt Löchel. Und meint damit nicht nur China, sondern Asien insgesamt.

Mit Horst Löchel sprach Andrea Sellmann. Das vollständige Gespräch können Sie sich im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" anhören.

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