Eine Mehrheit der Deutschen lehnt die Idee ab, dass die Bundesrepublik sich ein eigenes Arsenal an Nuklearwaffen beschafft. In einer repräsentativen Eurotrack-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die WELT vorliegt, sprachen sich nur 34 Prozent dafür aus, 49 Prozent dagegen.
Hintergrund ist die Debatte, ob Deutschland oder Europa einen eigenen nuklearen Schutzschirm aufbauen sollte. US-Präsident Donald Trump hatte mehrfach angedeutet, Europa im Fall eines Angriffs nicht zu Seite zu stehen. Bisher verfügen innerhalb Europas nur Großbritannien und Frankreich über Atomwaffen, Deutschland ist das durch den Zwei-plus-vier-Vertrag und dem Atomwaffensperrvertrag nicht gestattet.
YouGov führt im Rahmen der Eurotrack-Erhebung die Befragungen auch in Großbritannien und Frankreich sowie in Italien, Spanien, Dänemark und Schweden durch. Auffällig ist: Ein eigenes Nuklearprogramm stößt in allen Ländern, die bisher keine Nuklearmächte sind, auf Ablehnung.
In Schweden, das bis zum Nato-Beitritt 2024 neutral war, lehnt eine absolute Mehrheit von 53 Prozent ein solches Programm ab. Aber auch in Italien (47 Prozent), Spanien (45 Prozent) und Dänemark (39 Prozent) spricht sich eine Mehrheit der Bürger gegen die nukleare Aufrüstung des eigenen Landes aus.
Bestehende Atomprogramme hingegen genießen breiten Rückhalt in den jeweiligen Ländern. Sowohl in Großbritannien (55 Prozent Zustimmung, 27 Prozent Ablehnung) als auch Frankreich (64 Prozent Zustimmung und 17 Prozent Ablehnung) spricht sich eine Mehrheit für die Bombe aus.
Insgesamt ablehnend stehen die befragten Europäer der Stationierung von US-Atomwaffen in ihren Ländern gegenüber – auch Deutschland und Italien, in denen seit Jahrzehnten US-Atomwaffen im Rahmen der nuklearen Teilhabe der Nato stationiert sind. Hierzulande lehnen 59 Prozent eine Stationierung von US-Atomwaffen ab, in Italien sind es 63 Prozent.
In Spanien sprechen sich sogar drei von vier Befragten gegen eine hypothetische Stationierung von US-Atomwaffen aus. Auch in Schweden, das 2019 noch eine Initiative zur atomaren Abrüstung startete, fällt die Ablehnung mit 73 Prozent besonders stark aus.
Donald Trump und J.D. Vance werden sehr negativ bewertet
Auf Ablehnung stößt unter den sieben Nationen in der Eurotrack-Umfrage auch die US-Regierung. Gefragt nach ihrer Meinung zu Donald Trump, antwortete jeweils eine deutliche Mehrheit von über Dreiviertel der Befragten mit eher negativ oder sehr negativ. In Deutschland haben 77 Prozent eine negative Meinung über Trump, in Dänemark sogar 92 Prozent.
Erstmals ermittelte YouGov auch eine Meinung zu Vizepräsident J.D. Vance. 61 Prozent der Deutschen haben eine negative Meinung über ihn. Vance knüpfte Sicherheitsgarantien im Rahmen der Nato für Deutschland kürzlich an die Bedingung, die Meinungsfreiheit dürfe nicht eingeschränkt werden. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz kritisierte er die vermeintlich fehlende Meinungsfreiheit in Europa scharf und rief die Parteien in Deutschland zur Zusammenarbeit mit der AfD auf.
In Dänemark haben sogar 84 Prozent der Befragten eine negative Meinung über Vance. Mit seinem Besuch Ende März auf Grönland, das Trump unter US-Kontrolle bringen möchte, dürfte er das Königreich besonders verärgert haben.
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