Rund 80 Menschen haben am Ostermontag in Sebnitz südlich von Dresden wegen der menschenverachtenden Stellenanzeige eines Handwerkers im Amtsblatt der Stadt gegen Rassismus und für Frieden demonstriert. Auf dem Marktplatz gab es zudem zwei spontan angemeldete Gegenproteste aus dem rechten Spektrum mit nach Polizeiangaben etwa 130 Teilnehmern. „Es blieb störungsfrei“, sagte ein Sprecher.

Zu der Kundgebung hatte die Linke nach Bekanntwerden des Vorfalls aufgerufen, „gegen Menschenverachtung, Volksverhetzung, für Frieden und Solidarität mit Menschen“, sagte die Kreisvorsitzende Lisa Thea Steiner. Die Veröffentlichung der Anzeige im Amtsblatt, ohne Prüfung, mache „fassungslos“.

Die Anzeige war im örtlichen Amtsblatt erschienen, auch WELT hatte über deren Wortlaut berichtet. „Ausbildungsplatz ab 2026 – aber keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“, hieß es in der Ausschreibung von Dachdeckermeister Ronney W..

Die Linke forderte Aufklärung im Stadtrat und beim Oberbürgermeister sowie Konsequenzen. „Da reicht eine Entschuldigung nicht“, sagte sie. Fraglich sei zudem, ob Jemand, der solches Gedankengut habe, noch ausbilden und diese Stigmatisierung so an Menschen weitergeben darf.

Die Handwerkskammer Dresden hatte sich bereits am Wochenende von dem Verhalten distanziert und angekündigt, die Firma bezüglicher ihrer Eignung als Ausbildungsbetrieb anzuhören. Bestimmte Menschen würden dort offenbar als Bewerber ausgeschlossen, zudem seien antisemitische, rassistische und diskriminierende Begriffe benutzt worden.

Die Stadtverwaltung verurteilte die „Anzeige mit verachtendem und ausländerfeindlichem Inhalt“, die auch überregional Empörung auslöste. Sie stellte Strafanzeige gegen den Verfasser und den Verlag Linus Wittich Medien KG, der sich auch bereits für den Fehler entschuldigte und Konsequenzen ankündigte.

Der Mann, der die Anzeige in Druck gab, hat übereinstimmenden Berichten zufolge seinen Job verloren. „Bild“ und MDR beziehen sich hierbei auf ein entsprechendes Facebook-Posting. Laut Linke-Kreischefin Steiner reiche es aber nicht, dass dem zuständigen Mitarbeiter gekündigt wurde.

Der Dachdecker selbst hat sich ebenfalls gegenüber „Bild“ geäußert. „Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, aber das Land und seine Politik treibt mich dazu“, wird Ronney W. zitiert. Als „menschenverachtend“ will er den Wortlaut nicht verstehen, kritisiert stattdessen das, Zitat, „Benehmen vieler Menschen, „die in unser Land kommen“‘. Gleichzeitig räumte er ein, dass er bei einer kritischen Nachfrage des Sachbearbeiters seinen Text womöglich anders formuliert hätte.

Die Stadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat knapp 10.000 Einwohner, sie ist wegen ihrer Kunstblumentradition bekannt und soll im September den „Tag der Sachsen“ ausrichten.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde noch einmal überarbeitet und um weitere Zitate ergänzt.

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