Armin Laschet, Bundestagsabgeordneter und früherer CDU-Vorsitzender, hat in einem Interview zur Besonnenheit im Umgang mit Washington gemahnt. „Sich jeden Tag über Trump aufzuregen, sich über ihn lustig zu machen oder ihn zu beschimpfen, ist keine Außenpolitik“, so Laschet bei ntv. Stattdessen sei es notwendig, auch unter schwierigen Bedingungen an der transatlantischen Partnerschaft festzuhalten. „Zugleich müssen wir uns für den hoffentlich nicht eintretenden Fall vorbereiten, dass die Amerikaner uns irgendwann nicht mehr beschützen könnten.“

Auf die konkrete Frage, wie er mit Trump umgehen würde, sagte er aber, das werde „vor allem Aufgabe des Bundeskanzlers sein“. Auf die Frage, ob er verstehe, was Trump mit seinen Zöllen bezwecken will, sagte er: „Nein, zumal es sich ja auch alle paar Tage ändert.“ Er glaube, viele in der Administration wollten eine neue Weltfinanzordnung. „Aber dann merken sie sehr schnell, dass es auch Rückwirkungen auf die Vereinigten Staaten hat. Dann korrigieren sie manches wieder. Wenn die Chinesen keine Boeing-Flugzeuge mehr kaufen wollen, hat das Folgen für Arbeitsplätze in den USA.“ Er mahnte trotzdem, als EU verhandlungsbereit zu bleiben, auch in der Zollfrage.

Laschet kritisierte, dass in Deutschland außenpolitische Debatten häufig auf Waffenlieferungen reduziert würden. „Es geht darum, nicht alles offenzulegen, was man hat. Das ist ein Fehler der deutschen Debatte“, sagte er. Frankreich mache das anders. „Es lässt den Gegner im Ungewissen. Das ist klüger.“

Rückbesinnung auf die „Wenn-dann“-Logik der Nato im Kalten Krieg

Er forderte eine Rückbesinnung auf Prinzipien wie die klassische „Wenn-dann“-Logik der Nato im Kalten Krieg, etwa im Umgang mit Russland. Die Forderung seines Parteikollegen Merz, Russland bei fortgesetzten Angriffen mit der Lieferung des Taurus-Marschflugkörpers zu drohen, bezeichnete Laschet als kluge Strategie. Zugleich unterstrich er, dass ein dauerhafter Frieden in der Ukraine nur auf Basis ihrer Unabhängigkeit möglich sei.

Zur innenpolitischen Lage sagte Laschet, die Polarisierung in Deutschland nehme zu – besonders seit der Corona-Pandemie. Teile der Gesellschaft hätten das Vertrauen in den Staat verloren, was teilweise den Aufstieg der AfD begünstigt habe. Um dieses Vertrauen zurückzugewinnen, sei eine schonungslose Aufarbeitung der Pandemiejahre nötig.

Laschet warnte davor, dass die neue Regierung bereits vor Amtsantritt in parteipolitischen Auseinandersetzungen steckenbleibe – so wie derzeit bei der Frage nach Taurus-Lieferungen, nach Steuersenkungen und Mindestlohn. Er erhoffe sich von Merz einen pragmatischen und uneitlen Führungsstil, der Teamgeist fördere. Merz bringe mit seiner Lebenserfahrung außerhalb der Politik und seinem nüchternen Blick auf Probleme die nötigen Voraussetzungen für das Kanzleramt mit.

Zu seiner eigenen Rolle in einer künftigen Bundesregierung, insbesondere zu Spekulationen über das Amt des Außenministers, äußerte sich Laschet zurückhaltend. Über Kabinettsbesetzungen entscheide der künftige Kanzler. Er betonte jedoch, dass er seit Jahrzehnten in der Außenpolitik engagiert sei und seine Reise nach Syrien gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) als Zeichen außenpolitischer Kontinuität zu verstehen sei. Zudem gab Laschet Einblicke in seinen persönlichen Umgang mit Rückschlägen. Er zitierte die Operette Die Fledermaus: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“ Diese Haltung helfe, konstruktiv in die Zukunft zu blicken – auch in schwierigen politischen Zeiten.

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