Schon in der Vergangenheit hatte sich Fed-Chef Powell negativ zu US-Zöllen geäußert. Nun warnte er erneut: Die Folgen des Zollstreits könnten "größer als erwartet" sein. Sein Verhältnis zu US-Präsident Trump gilt als belastet.

Fed-Chef Jerome Powell hat sich skeptisch zur Lage der US-Wirtschaft und dem Zollstreit geäußert. "Die bisher angekündigten Zollerhöhungen sind deutlich größer als erwartet, und das Gleiche dürfte für die wirtschaftlichen Auswirkungen gelten, zu denen eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum gehören werden", sagte der Fed-Chef bei einem Auftritt in Chicago.

Es gebe Hinweise, dass sich das US-Wachstum im ersten Vierteljahr im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt habe. Außerdem werde der Handelsstreit höchstwahrscheinlich zu einem zumindest vorübergehenden Anstieg der Inflation führen.

Powell nicht besorgt wegen Börsenschwankungen

Noch sei die Konjunktur aber in einer "soliden Lage", sagte Powell. Die hohe Unsicherheit durch die von den USA verhängten Zölle wirke sich jedoch negativ auf Verbraucher, Unternehmen und Investoren aus. Die inflationstreibenden Effekte könnten aber auch hartnäckiger sein, sagte Powell. "Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es sich um einen einmaligen Preisanstieg handelt und nicht um etwas, das zu einem kontinuierlichen Inflationsprozess wird", sagte der Notenbankchef der größten Volkswirtschaft der Welt. Sein Notenbank-Kollege Christopher Waller hatte zuvor ebenfalls vor gravierenden Folgen für die amerikanische Wirtschaft gewarnt.

Powell äußerte sich zudem erstmals öffentlich zu den jüngsten Schwankungen auf den Finanzmärkten. Die Anleihen- und Aktienmärkte funktionierten gut, sagte er. Die Schwankungen zeigten, dass Investoren sich mit der neuen Situation befassten. Auf die Frage, ob die Notenbank bei einem Markteinbruch eingreifen würde - ein sogenannter "Fed put" - antwortete Powell mit Nein.

An der Wall Street bauten die US-Aktien im Verlauf während Powells Rede ihre Verluste aus. "Ich glaube, die Leute haben erwartet, dass Powell neutral auftreten würde, aber stattdessen war er falkenhaft", erklärte Jim Carroll, Vermögensberater bei Ballast Rock Private Wealth in Charleston, unter Verweis auf eine härtere, restriktivere Haltung.

Powell und Trump - das passt nicht

Powell hat ein schwieriges Verhältnis zu US-Präsident Donald Trump. Bereits in der Vergangenheit hatte er dessen Zollpolitik kritisiert. Bereits in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hatte sich Trump wiederholt öffentlich über Powell lustig gemacht. Einmal verglich Trump den Fed-Chef mit "einem Golfer, der nicht putten kann". Und als die Fed-Banker sich weigerten, Trumps Wunsch nach aggressiveren und schnelleren Zinssenkungen nachzukommen, beschimpfte er sie als "Dummköpfe" und "Feinde".

Trump hatte Anfang April einen Mindestzollsatz von zehn Prozent für alle Handelspartner verkündet. Für rund 60 Länder verhängte er zunächst noch teils deutlich höhere Aufschläge, darunter 20 Prozent für die EU. Eine Woche später vollzog der US-Präsident jedoch eine Kehrtwende und verkündete eine "Pause" für 90 Tage. Der Mindestsatz von zehn Prozent blieb jedoch bestehen. Trumps Vorgehen im von ihm angezettelten Zollkonflikt löste massive Kurseinbrüche an den Börsen aus.

Die Federal Reserve hatte den Leitzins zuletzt in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Die nächste Leitzinsentscheidung steht im Mai an. US-Präsident Trump fordert von Powell immer wieder, die hohen Zinsen zu senken. Allgemein wird aber erwartet, dass die Notenbank den Leitzins bei ihrer nächsten Sitzung nicht antasten wird.

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