Ganz am Ende der 3-Millionen-Euro-Woche findet Jauch seinen Kandidaten der Herzen. "Sie halten jetzt einfach die Klappe", verdonnert er den jungen Bosnier zum Finaleinzug. Auch einer der jüngsten Kandidaten aller Zeiten schlägt sich wacker.

Arman Hodžić saß noch gar nicht auf dem heißen Stuhl, da war Günther Jauchs Interesse bereits geweckt. Der junge Kandidat trug nämlich eine schwarze Fliegerjacke mit großem "Wer wird Millionär?"-Logo auf dem Rücken. Dabei handelte es sich nicht etwa um ein billiges Plagiat, wie Jauch erst vermutet hatte. Auch ansonsten hinterließ der 20-jährige Bosnier bei dem Gastgeber Eindruck - so sehr, dass Jauch ihn eigenhändig ins Finale beförderte.

Fast könnte man meinen: Bei Hodžić hat das Schicksal etwas nachgeholfen. Nicht nur war er in der am Mittwoch ausgestrahlten Sendung der 20. und damit allerletzte Kandidat der großen 3-Millionen-Euro-Woche von "Wer wird Millionär?" (WWM). Hodžić hätte gar nicht in der Auswahlrunde sitzen sollen. Denn er war lediglich als Ersatz eingeladen und durfte dann tatsächlich kurzfristig für einen erkrankten Kandidaten einspringen. Eigentlich grenzte es dennoch an ein Wunder, dass der 20-Jährige es überhaupt so weit geschafft hatte.

Jauch ist baff

Denn Hodžić, so ließ er es fast beiläufig fallen, war erst vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen. "Sie haben vor fünf Jahren noch kein Deutsch gesprochen?", fragte Jauch ungläubig, was der akzentfreie Kandidat bejahte. Allerdings hatte er in seiner Heimatstadt Sarajevo RTL empfangen können und bereits "Wer wird Millionär" geschaut. Das habe ihm beim Deutschlernen geholfen, sagte er - hatte aber dennoch Angst vor Fragen mit Sprichwörtern. "Angst ist schon mal gut", lobte Jauch und versprach dem Kandidaten, im Schonwaschgang zu starten.

Bei der alles entscheidenden 16.000-Euro-Frage, die über den Einzug ins Finale am Donnerstag entschied, blieb Hodžić allerdings nur noch ein Joker. Zwei waren allein für die Fangfrage für 4000 Euro draufgegangen: Wie viele Planeten wurden bisher von Astronauten betreten? Der Telefonjoker lag mit "keiner" eigentlich richtig. Der dank Jauchs Ermutigung aktivierte Zusatzjoker konnte allerdings darauf hinweisen, dass die Erde ja auch ein Planet ist. "Einer" war somit richtig.

Am Ende war Hodžić ganz auf sich allein gestellt. Auf Jauchs Rat hin halbierte er seine Antwortmöglichkeiten. Dem Kandidaten aus Oberhausen blieben damit nur noch "Januar" und "März", als Jauch wissen wollte, in welchem Monat Gaius Julius Cäsar ermordet wurde. Ein wenig schien der Moderator auch aus purem Eigeninteresse daran gelegen zu sein, dass es mit diesem Kandidaten ein Wiedersehen gibt.

Denn Jauch hatte ein Auge auf dessen tolles WWM-Souvenir geworfen. "Wie viel müsste ich drauflegen für die Jacke?", fragte er Hodžić. Der hatte erzählt: Die Jacke war ein Geschenk an die Mitarbeiter der englischen Originalshow gewesen und wurde ihm von einem Freund aus England geschickt - womöglich schon lange vor der Einladung zu Jauch, denn Hodžić spielt mit Freunden gern privat die RTL-Quizsendung nach.

Jauch verbietet Kandidat das Wort

Die "Iden des März" sagten Hodžić zwar wenig. Dennoch setzte er alles auf eine Karte und feierte mit einer Jubelrunde durchs Studio seinen Finaleinzug. Den wollte auch Jauch um nichts mehr in der Welt gefährdet sehen. "Sie halten jetzt einfach die Klappe", ermahnte er den jungen Kandidaten. "Egal, welche Frage kommt. Eigentlich brauchen wir keine Frage."

Nur der Form halber las Jauch - so lustlos wie nie - die Frage für 32.000 Euro vor, Hodžić hatte keine Ahnung und stieg umgehend aus. Die Vermutung liegt nahe, dass er von Jauch im Finale ein Angebot erhalten wird, seine 16.000 Euro für die Chance auf den Rekordgewinn zu riskieren. Selbst wenn es für eine hohe Summe nicht reichen sollte: Mit einem Praktikum könnten Jauch oder RTL dem 20-Jährigen vielleicht sogar eine noch größere Freude bereiten.

Zwar macht Hodžić gerade noch eine Ausbildung zum elektrotechnischen Assistenten. Er hat aber ganz andere Ambitionen. Sein Profil auf der Jobplattform LinkedIn ist jedenfalls bereits mit Fotos vom WWM-Auftritt geschmückt. Zusätzlich heißt es dort: "Aktiv auf der Suche nach Herausforderungen & Chancen in der Medien- bzw. IT-Branche."

Vor Abstürzen war Jauch auch in dieser letzten Sendung vor dem Finale nicht gefeit. Marcel Kanz aus Fehl-Ritzhausen fiel als fünfter Kandidat der 3-Millionen-Euro-Woche auf 500 Euro herab. Er glaubte bei der 4000-Euro-Frage, dass es bei einem gewissen Absatz im StGB um "Todsünden" aus der Steuererklärung ging; gesucht wurden jedoch Verstöße aus dem Straßenverkehr.

Einer der Jüngsten bei WWM

Anschließend konnte Jauch festhalten: "Sie sind einer der jüngsten Kandidaten, die wir je hatten." Bent Jaron Sbrzesny hatte erst wenige Tage vor dem Besuch bei WWM seinen 18. Geburtstag gefeiert. Der Kölner wirkte gefasst, war wohl aber doch ziemlich aufgeregt. Er brauchte bei der 1000-Euro-Frage den ersten Joker, rettete sich aber am Schluss aus eigener Kraft in der 16.000-Euro-Runde ins Finale.

Dort wird es eng. Denn noch drei weitere Kandidaten qualifizierten sich am letzten Tag für die Jagd auf die drei Millionen Euro. Überhangkandidat Carsten Abbes aus Oldenburg holte 16.000 Euro. Doppelt so viel wurde es direkt im Anschluss bei Annika Strauss aus Reutlingen und später bei Carsten Schweiger aus Puchheim bei München. Die SWR-Redakteurin - eine von gleich mehreren Journalisten in der Sonderwoche - schien sich bereits für das Finale in Stellung zu bringen. In Erinnerung dürfte sie Jauch auf jeden Fall geblieben sein.

Strauss hatte nämlich noch als Gymnasiastin mit ihrem ehemaligen Fahrlehrer angebandelt und ihn auch mit zum Abiball genommen. 21 Jahre später ist sie nahezu exakt so alt, wie ihr Mann damals war und das Paar ist immer noch ein Herz und eine Seele. Nicht ganz so glücklich verlief der Einsatz ihres Telefonjokers von der FDP.

Andreas Glück sitzt seit 2019 für die FDP im Europaparlament und ist mit Strauss befreundet. Allerdings konnte der Liberale nicht beantworten, wie viele ostdeutsche Bundesländer ans Ausland grenzen (richtige Antwort: drei). Lediglich "alle" konnte der Politiker ausschließen. "Ein Fünf-Prozent-Beitrag", meinte Jauch in Anspielung auf das Ergebnis der FDP bei den Europawahlen.

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