Was für ein Paukenschlag! Die ehemals lauteste Rockband der Welt, mit entsprechendem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde, trennt sich von ihrem Schlagzeuger – weil er zu laut gespielt hat. Ausgerechnet die Band, die für das Zerschlagen von Gitarren und das Zerhämmern von Schlagzeugen bekannt ist und die nicht zuletzt einen Basssound produzierte, der allein durch seine Lautstärke ein Schlagzeug quer über die Bühne verschieben konnte, trennt sich von Zak Starkey.
Gründe gibt die Band nicht bekannt. Aber der Auslöser ist vermutlich der Eklat am Konzert vom 31. März in der Londoner Royal Albert Hall, als der Sänger Roger Daltrey einen Einsatz verpasste und einen Song abbrechen musste, weil er sich über eine zugegebenermassen etwas laut gespielte Tempoverschärfung Zak Starkeys geärgert hat.
Rauswurf wegen Konzert-Eklat?
Gitarrist und Songwriter Pete Townshend, Kreativkopf und neben Roger Daltrey das andere noch lebende Gründungsmitglied der einst vierköpfigen Band, stand derweil stoisch daneben und wartete ab, bis Roger sich beruhigt hat.

Dann spielte dann das Intro ein zweites Mal. Who cares? Rogers Wutausbrüche sind bekannt. Dass es jetzt aber zum Rauswurf Starkeys kommt, ist schlimm für die Band.
Alle sind im Lead
Um das zu verstehen, muss man ins musikalische Universum dieser Band einsteigen. The Who ist keine normale Band. Die übliche Aufteilung in Rhythmussektion und Leadinstrumente gibt es dort nicht.
Bei The Who ist alles Lead. Leadgesang, Leadbass und Leadschlagzeug. Das Einzige, was nicht Lead ist, ist Townshends Gitarrenspiel. Es ist vor allem rhythmisch. Das eigentliche Zentrum der Band. Der Rest hat freie Hand.
Diese Neudefinition der Rockmusik durch The Who hat Möglichkeiten geschaffen und zu Freiheiten geführt. Der The-Who-Bassist John Entwistle (1944-2002) und der The-Who-Schlagzeuger Keith Moon (1946-1978) haben ihre Instrumente quasi neu erfunden.

Der Songwriter Pete Townshend hat sich von Barockkomponisten gleichermassen inspirieren lassen wie von Minimalmusic und elektronischer Musik. Das führte innerhalb weniger Jahre vom Zweieinhalb-Minuten-Song zur Rockoper. Eine gewaltige Entwicklung der Rockmusik, die später von Bands wie «Queen» und anderen weitergetragen wurde.
Sohn von Ringo Starr
Das Problem dabei ist: Man muss das spielen können. Als Keith Moon 1978 starb, war die Band ein erstes Mal am Ende. Weder sein Nachfolger Kenny Jones (zu solide) noch dessen Nachfolger Simon Philipps (zu gut) passten hinein. Es musste schon einer wie Zak Starkey kommen, um ein Revival der Band zu ermöglichen.

Zak Starkey aber kennt The Who wie kein zweiter. Er ist Ringo Starrs Sohn und Keith Moons Patenjunge. Er ist neben Keith Moon aufgewachsen, hat bei ihm Schlagzeug gelernt. Von ihm hat er die Musikalität übernommen und ist trotzdem ein «moderner Drummer» geworden. Einer, der eine Band durch einen Abend führen kann. Ganz im Gegensatz zu Moon, der nicht ein Konzert nüchtern gespielt hat.
The Bandgeschichte is Over?
Jetzt ist er weg, was angesichts der Bandgeschichte zum Ende führen kann. Who’s End ist man versucht zu sagen. So mutet der Titel des Songs, in dem das Malheur passiert ist, fast prophetisch an.
Es handelte sich nämlich um ein Stück aus dem legendären Album «Who’s Next» aus dem Jahr 1971, das die Band übrigens bis zu jenem fatalen Konzert in London noch nie live gespielt hatte. Und zwar um das Stück «The Song is Over».
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