Wie keine andere Messe in Deutschland steht die Techno Classica für den Kult um historische Fahrzeuge. Am vergangenen Sonntag endete die diesjährige Veranstaltung nach fünf Tagen zum 35. und letzten Mal in Essen. Bevor es 2026 an einem neuen Standort weitergeht, zeigten sich die Veranstalter zufrieden: Es kamen über 1.250 Aussteller aus mehr als 30 Nationen und mehr als 500 der präsentierten Autos wechselten den Besitzer auf dem Messegelände am Grugapark.
Doch nicht nur die Techno Classica verdeutlicht, dass Old- und Youngtimer immer beliebter werden. Nach aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ist der Bestand an klassischen Pkw kontinuierlich gewachsen. Waren 2016 noch 388.120 Oldtimer in Deutschland zugelassen, sind es in diesem Jahr mit 888.355 Exemplaren mehr als doppelt so viele – ein neuer Rekordwert. Dabei schließt die Statistik sowohl Fahrzeuge mit und ohne H-Kennzeichen ein. Letztere sind Fahrzeugen vorbehalten, die mindestens 30 Jahre alt sind und weitestgehend ihrem Originalzustand entsprechen.
Doch während sich die Szene eines starken Interesses erfreut, bereiten europäische Ballungsräume radikale Emissionsschutz-Maßnahmen vor – und den Besitzern von Oldtimern entsprechende Sorgen. Städte wie London, Paris, Brüssel, Amsterdam, Madrid und Barcelona haben schon heute Verkehrszonen festgelegt, in denen nur emissionsarme Fahrzeuge verkehren dürfen. Bereits Ende 2022 veröffentlichte die Strategieberatung Berylls eine Analyse, laut der bis 2030 insgesamt 36 Städte emissionsfreie Zonen mit strikten Einfahrtsbeschränkungen umsetzen wollen. Auch wenn viele Details wie die genaue Spezifikation der Fahrzeugtypen und eventuelle Ausnahmen nach wie vor unklar sind: Besitzer klassischer Fahrzeuge, die sich bislang weitestgehend uneingeschränkt in urbanen Zentren bewegen durften, müssen künftig mit Fahrverboten rechnen.
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Parallel signalisiert auch die Deutsche Umwelthilfe seit 2018, dass sie Oldtimer am liebsten aus Innenstädten verbannen will. Die Organisation fordert klare Regelungen, um durch historisch gewachsene Technologien bedingte Schadstoffbelastungen drastisch zu senken. Seit dem Verbot von verbleitem Benzin ab 1. Februar 1988 und der schrittweisen Umstellung auf bleifreie und schwefelarme Kraftstoffe im Straßenverkehr verursachen auch klassische Fahrzeuge weniger Schadstoffemissionen. Bei vielen Modellen, insbesondere aus den 1970er und 1980er Jahren, ermöglicht zudem der Einbau eines ungeregelten Katalysators, Kohlenmonoxid- und unverbrannte Kohlenwasserstoff-Emissionen deutlich zu reduzieren. Doch selbst damit erreichen Oldtimer keinesfalls moderne Abgas-Standards. Geschweige denn solch strikte, wie sie in Innenstädten gelten sollen.
Nachrüstlösung verwandelt klassische Autos in Plug-in-Hybride
Deshalb sucht die Szene bereits selbst nach radikaleren Lösungen. Wie etwa das Düsseldorfer Unternehmen Roland Heidl Automobiltechnik. Dessen Gründer Roland Heidl ist vor allem Porsche-Freunden seit Jahrzehnten ein Begriff. Denn bisher verbesserte und veredelte er vor allem Sportwagen aus Zuffenhausen. Nach acht Jahren Entwicklungsarbeit stellte Heidl auf der Techno Classica nun gemeinsam mit der urban clean drive Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft eine serienreife Nachrüstlösung vor, die klassische Autos und Sportwagen in Plug-in-Hybride verwandelt – ADD on E-Engine genannt.
Neue Oldtimer in 2025

"Mit dem ADD on E-Engine helfen wir in erster Linie Besitzern klassischer Fahrzeuge, Null-Emissions-Zonen künftig elektrisch und damit lokal emissionsfrei befahren zu können – wodurch sie auch im urbanen Raum mobil bleiben", sagt Roland Heidl. Umgerüstet hat das Konsortium bereits einen Porsche 911 von 1972, den es in Essen zur Schau stellte. Vielen Besuchern ist der blaue Sportwagen im Vorbeigehen wohlmöglich gar nicht aufgefallen. Denn von außen ist der Umbau nicht erkennbar. Das patentierte System ergänzt dessen Verbrennungsmotor um einen elektrischen Permanent-Synchronmotor, ein 400-Volt-Batteriepaket in der Ersatzradmulde, einen Umrichter sowie eine integrierte Kühlung. Zu haben ist das System für rund 30.000 bis 35.000 Euro – je nach Fahrzeugtyp.
Heidls Demo-Umbau soll damit mindestens 40 Kilometer rein elektrisch fahren können. Die Höchstgeschwindigkeit ist dabei auf 80 km/h begrenzt. Bis Ende des Jahres will der Düsseldorfer damit eine Kleinserie von 10 bis 20 Kundenfahrzeugen ausgerüstet haben.
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