Washington ist sich einig, uneinig zu sein. Erst heißt es, Trump erwäge, die China-Zölle drastisch zu senken. Nun wird zurückgerudert. Peking solle bitte auf die USA zugehen, nicht andersherum. Indes ist für Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz klar, dass es in dem Fall nur einen Gewinner geben kann.
US-Präsident Donald Trump hat China im Zollstreit seinem Finanzminister Scott Bessent zufolge kein einseitiges Angebot gemacht. Es gebe keinen einseitigen Vorschlag des Präsidenten zur Deeskalation, sagte Bessent mehreren US-Medien zufolge nach einem Auftritt in der US-Hauptstadt Washington.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, ergänzte später: "Ich möchte klarstellen: Es wird keine einseitige Senkung der Zölle gegen China geben." Der Präsident habe erklärt, dass China mit den USA einen Deal machen müsse, und dann werde er über die Höhe der Zölle für chinesische Produkte entscheiden. Wichtig sei aber, dass Peking die Zölle und andere Barrieren reduzieren müsse.
Bessent sagte weiter, "beide Seiten warten ab", miteinander zu sprechen. Er glaube nicht, dass eine der beiden Seiten denke, dass das aktuelle Zollniveau auf Dauer tragbar sei. "Daher würde es mich nicht überraschen, wenn die Zölle einvernehmlich gesenkt würden."
Zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass das Weiße Haus eine Senkung der hohen Zölle auf Waren auf China erwäge. In einigen Fällen sei eine Senkung um mehr als die Hälfte im Gespräch, so die Zeitung unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Allerdings habe Trump noch keine finale Entscheidung getroffen, schrieb das Blatt weiter.
Angesprochen auf den Zollstreit mit China, sagte Trump, dass man eine "faire Einigung" mit China aushandeln werde. Auf die Frage, ob er sich aktiv mit den Chinesen austausche, reagierte der Republikaner etwas ausweichend: "Aktiv … alles ist aktiv." Trump hatte sich zuletzt immer wieder geweigert, Auskunft darüber zu geben, ob er im Zollstreit mit Chinas Staatschef Xi Jinping gesprochen habe.
Ökonom überzeugt, China gewinnt Handelskrieg
Während das Weiße Haus sich bemüht, den aktuellen Stand der Zollstreitigkeiten wiederzugeben, ist der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz überzeugt, dass China in diesem Konflikt die Karten in der Hand hält und am Ende als Sieger hervorgeht. "China ist das einzige Land, das nicht zurückgewichen ist und keinen Deal mit Trump forciert", sagte der Ökonom dem "Stern". "Der Kaiser in Washington fordert von der ganzen Welt Unterwürfigkeit, aber China ist dazu nicht bereit."
Er erklärte weiter, "wenn die Vereinigten Staaten weniger deutsche und chinesische Waren kauften, bekämen sie ein Nachschubproblem und höhere Inflation". Die Volksrepublik sei hingegen bereits in einem "Übergang von einer exportorientierten Wirtschaft hin zu einem von der Binnennachfrage getriebenen Wirtschaftsmodell". Das größte Land Asiens wird in der Zukunft also weniger auf Importe - etwa aus den Vereinigten Staaten - angewiesen sein.
China wolle darüber hinaus zu "dem zuverlässigen Handelspartner" werden, urteilte Stiglitz. Trump jedoch "kann man nicht trauen". Der US-Wirtschaftsprofessor befürchtete, dass die USA "sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen und dadurch umso ärmer" werden - "natürlich zugespitzt", wie er klarstellt.
"Sollte die Entwicklung in diese Richtung gehen, könnte Trump letztlich sagen, auch wenn das nicht wahr wäre: Wir haben den Handelskrieg gewonnen, also senken wir die Zölle wieder." Der US-Präsident könnte sich Stiglitz' Erwartung nach auf die eine oder andere Weise als Gewinner ausgeben - ob das nun wahr ist oder nicht.
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