Der Urlaub bleibt den Deutschen trotz Wirtschaftskrise heilig, fürs Reisen geben sie so viel Geld aus wie nie. Ärger über Trump oder Erdogan spielen kaum eine Rolle. Zu Ostern sind die Türkei und die USA sogar besonders gefragt.

Allen Krisen zum Trotz - oder gerade deshalb - werden die Deutschen in diesem Jahr wahrscheinlich so viel für den Urlaub ausgeben wie noch nie. Damit rechnet angesichts der bisherigen Buchungen der Deutsche Reiseverband (DRV). Dabei waren die Ausgaben schon im vergangenen Jahr auf Rekordhöhe gestiegen. Nicht einmal US-Präsident Donald Trump scheint die deutschen Urlauber nachhaltig zu verschrecken.

Für das laufende Touristikjahr bis Oktober erwartet der DRV, der die Reisewirtschaft vertritt, ein Umsatzplus von elf Prozent. Im vergangenen Jahr bezahlten Reisende aus Deutschland für mehrtägige Urlaubs- und Privatreisen inklusive Ausgaben vor Ort demnach insgesamt 115 Milliarden Euro und damit 3,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Summe noch unter 100 Milliarden Euro. Die Stiftung für Zukunftsfragen, hinter der British American Tobacco steht, kommt auf durchschnittliche Kosten von 1544 Euro pro Person für die Haupturlaubsreise im vergangenen Jahr.

Baden an Ostern - ohne Proteste gegen Erdogan

In den diesjährigen Osterferien ist unter den bei Reiseveranstaltern gebuchten Urlauben laut DRV das beliebteste Ziel die Türkei. Darauf folgen Ägypten, die Kanaren, die Balearen und Griechenland. "Vor allem der Urlaub mit den verbraucherfreundlichen und gut abgesicherten Flugpauschalreisen zu Zielen mit Sonnengarantie und Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer sind besonders beliebt", heißt es von dem Verband. Etwa die Hälfte der deutschen Touristen bucht Veranstalterreisen, die andere Hälfte individuell.

Im vergangenen Jahr waren Touristen aus Deutschland zu Ostern noch am liebsten auf die Kanaren gereist, was dem DRV zufolge an den Temperaturen liegt. Denn da fiel Ostern in den März, in dem es noch kälter ist - die Kanaren sind das Lieblingsziel der Deutschen im Winter.

Die politische Situation in der Türkei inklusive massiver Proteste gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan dürfte an den Reiseplänen nichts ändern. "Ein verändertes Reiseverhalten stellen wir aktuell nicht fest", teilt eine DRV-Sprecherin ntv.de mit. Vereinzelt gebe es Nachfragen bei den Reiseveranstaltern, doch in den typischen Baderegionen der Türkei sei von den Protesten nichts zu spüren "und die Reisenden können einen entspannten Urlaub verleben".

"Trump-Effekt" noch unklar

Bei den Veranstalterreisen ist demnach bisher auch kein "Trump-Effekt" zu spüren. Die USA sind laut der Sprecherin nicht nur eines der beliebtesten Fernreiseziele für diesen Sommer, sondern auch in den Osterferien gefragt. Reiseveranstalter und -büros berichteten zwar aktuell von vermehrten Nachfragen zu den Einreisebedingungen, doch "Umbuchungs- und Stornierungswünsche gibt es so gut wie keine".

Auch vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der die deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen vertritt, heißt es auf ntv.de-Anfrage: "Das Transatlantik- und Türkeigeschäft der deutschen Fluggesellschaften entwickelt sich weiterhin normal."

Einzelne Anbieter wie Dertour und America Unlimited hatten dagegen von einem Nachfrage-Einbruch berichtet. "Nach einem sehr starken Frühbucherherbst sehen wir aktuell eine Zurückhaltung für die USA-Neubuchungen, ein Grund dafür ist zum Beispiel die Währungsentwicklung", sagte Dertour-Direktor Nordamerika Philipp Detmer dem MDR. Die politische Entwicklung könne auch dazu beitragen.

Deutschland ist die Nummer 1

Die Zahl der Menschen, die aus Deutschland in die USA einreisen, ist zuletzt stark gesunken, im März laut vorläufigen Daten um gut 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Erhebung der amerikanischen Behörden wird allerdings nicht zwischen Touristen und Geschäftsreisenden unterschieden. Bei Geschäftsreisen dürfte derzeit aufgrund der großen Unsicherheiten infolge der US-Zollpolitik Zurückhaltung herrschen.

Das beliebteste Reiseziel der Deutschen insgesamt ist ohnehin die Heimat. Innerhalb der Bundesrepublik liegen Schleswig-Holstein und Bayern vorn. Im vergangenen Jahr hatte der hiesige Tourismus mit insgesamt 496,1 Millionen Übernachtungen ein Rekordjahr verbucht und damit den Corona-Einbruch überwunden. Auch für das diesjährige Osterfest melden die Unterkünfte an den deutschen Küsten eine hohe Nachfrage.

"Reisen wird auch 2025 von den meisten Bundesbürgern als essenzieller Bestandteil des Lebens gesehen", betont der wissenschaftliche Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, Ulrich Reinhardt. Urlaub sei "ein Ventil in einer Zeit, die von Pessimismus und negativen Schlagzeilen geprägt ist, sowie ein Ausdruck von Resilienz und dem Bedürfnis nach Normalität".

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