Bei einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine sind nach Angaben der ukrainischen Regierung mindestens 32 Menschen getötet worden. Darunter sind nach Angaben der Rettungskräfte zwei Kinder. Laut dem Innenministerium wurden zudem mindestens 84 Menschen verletzt, darunter zehn Kinder.

Zwei ballistische Raketen seien im Zentrum der Stadt eingeschlagen, als Ortsansässige sich für Feiern zum Palmsonntag versammelt hätten, schrieb der geschäftsführende Bürgermeister Artem Kobsar in einem Post in den sozialen Medien. „An diesem strahlenden Palmsonntag hat unsere Gemeinde eine schreckliche Tragödie erlitten. Leider wissen wir schon von mehr als 20 Toten“, hieß es dort.

In Videos vom Ort des Geschehens, die in offiziellen Kanälen im Internet veröffentlicht wurden, waren auf dem Boden liegende Leichen inmitten von Schutt und Trümmern zu sehen, Rauch stieg auf.

Selenskyj schreibt von „Dutzenden Toten und Verletzten“

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von „Dutzenden Toten und Verletzten“ nach einem russischen Angriff mit einer ballistischen Rakete am Morgen. Dazu wählte er drastische Worte: „Nur dreckiger Abschaum kann sich so verhalten – gewöhnlichen Menschen das Leben nehmen“.

Selenskyj rief die Verbündeten Kiews dazu auf, mehr Druck auf Moskau auszuüben „Russland hat das Stadtzentrum mit ballistischen Raketen angegriffen, als viele Menschen auf der Straße waren“, teilten die Rettungskräfte weiter mit. Der Angriff habe Menschen in Autos, Bussen und Häusern getroffen und getötet. Mitten auf einer Kreuzung lagen Leichen, die von den Einsatzkräften abgedeckt wurden, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.

Es war der zweite schwere Angriff auf die Ukraine mit vielen zivilen Todesopfern in mehr als einer Woche. Am 4. April waren bei einem russischen Raketenangriff auf Selenskyjs Heimatstadt Krywyj Rih mindestens 19 Menschen getötet worden, darunter neun Kinder.

Streit über Angriffe auf Energieanlagen

Am Samstag hatten die Chefdiplomaten Russlands und der Ukraine der jeweils anderen Seite vorgeworfen, gegen eine von den USA vermittelte vorläufige Vereinbarung zu verstoßen, Angriffe auf die Energieinfrastruktur auszusetzen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow und der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha äußerten sich bei separaten Veranstaltungen des Diplomatie-Forums im türkischen Antalya – eine Konferenz, die Podiumsdiskussionen zu Themen rund um internationale Beziehungen ausrichtet.

Lawrow erklärte, „die Ukrainer haben uns von Anfang an attackiert, an jedem Tag, vielleicht mit zwei oder drei Ausnahmen“. Er kündigte an, dass Moskau den USA, der Türkei und internationalen Organisationen eine Liste mit ukrainischen Angriffen auf Ziele in Russland in den vergangenen drei Wochen vorlegen werde.

Sybiha wies die Vorwürfe am Samstag vehement zurück. Russland habe „fast 70 Raketen, über 2200 (explodierende) Drohnen und über 6000 Lenkbomben“ auf die Ukraine abgeworfen, „zumeist auf Zivilisten“, seitdem Moskau einer begrenzten Feuerpause zugestimmt habe.

Scharfe internationale Kritik

Die USA kritisierten den Angriff scharf. „Als früherer militärischer Befehlshaber verstehe ich etwas von Zielplanung und das hier ist falsch“, schrieb der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, auf X. „Der Angriff der russischen Streitkräfte gegen zivile Ziele in Sumy überschreitet die Grenzen des Anstands.“ Es seien „zahlreiche Zivilisten getötet und verwundet“ worden, schrieb Kellogg weiter.

Der EU-Ratspräsident António Costa schrieb auf X von einem „verbrecherischen Angriff auf das Stadtzentrum von Sumy“. Russland führe seinen „Feldzug der Gewalt“ fort und beweise „einmal mehr, dass es diesen Krieg nur deshalb gibt und er nur deshalb weitergeht, weil Russland dies will“.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Raketenschlag: „Jeder weiß, dass Russland allein diesen Krieg gewollt hat. Heute ist klar, dass es allein Russland ist, das sich für die Fortsetzung des Krieges entscheidet.“

Unter Missachtung von Menschenleben, des Völkerrechts und der diplomatischen Angebote von US-Präsident Donald Trump setze Russland den Krieg fort, sagte Macron. „Es bedarf starker Maßnahmen, um Russland zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Frankreich arbeitet mit seinen Partnern unermüdlich daran.“

Auch der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte den Angriff. „Die Bilder aus dem Stadtzentrum von Sumy, wo russische Raketen am Palmsonntag unschuldige Zivilisten getötet haben, sind schrecklich. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten“, sagte Scholz laut einer Mitteilung. Solche russischen Angriffe zeigten, wie es um die angebliche russische Friedensbereitschaft bestellt sei.

„Wir sehen stattdessen, dass Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine erbarmungslos fortsetzt. Dieser Krieg muss enden und Russland muss endlich einer umfassenden Waffenruhe zustimmen. Hieran arbeiten wir gemeinsam mit unseren europäischen und internationalen Partnern“, so der scheidende Kanzler.

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