• Der Wohnungsmarkt ist aktuell sehr angespannt.
  • Kein Wunder also, dass die Bauverbände beim Wohnungsbautag einige Forderungen an Bund und Länder kundtun.
  • Zum Beispiel, dass die Fördermittelpolitik an regionale Bedürfnisse angepasst werden müsse.

Sächsischer Baugewerbeverband: "So schlimm war es noch nie"

Wenn Wohnraum knapp wird, einfach Neuen bauen – so einfach ist es nicht. Hohe Kreditzinsen und Baukosten machen Neubau seit Jahren für viele Menschen unattraktiv. Entweder werde das Eigenheim kaum noch bezahlbar oder die Mieten würden ins Unermessliche steigen, so Uwe Nostitz, Präsident des sächsischen Baugewerbeverbands: "Wir hatten ja nun mehrere Baukrisen, die ich persönlich auch miterlebt habe, aber so schlimm, wie es im Moment am Wohnungsbaumarkt ist, war es noch nie."

Insofern hofft er, dass der Wohnungsbautag mit dem Anliegen auch zu einer neuen Bundesregierung durchdringt. Mit SPD-Bundesbauministerin Klara Geywitz und dem Vorsitzenden der Bauministerkonferenz Christian Bernreiter von der CSU sind zumindest Vertreter von Bund und Länder anwesend.

Bauverbände fordern Steuererleichterungen und Senkung von Baukosten

Dabei fordert Nostitz aber nicht unbedingt finanzielle Mittel. "Es geht ja nicht immer darum, sofort Geld zu geben. Man kann, glaube ich, auch mal über eine Sonderabschreibung für Wohnungsbauten nachdenken." Eine Sonderabschreibung bedeutet: Bauherren dürfen bestimmte Kosten früher und schneller von der Steuer absetzen. "Das heißt, es kostet den Staat nicht sofort Geld, das er zur Verfügung stellen muss, sondern es wird über Jahre verteilt, über Mindereinnahmen sozusagen."

Wichtig sei es, die aktuellen Baukosten, die auch in sächsischen Großstädten bei bis zu 3.500 Euro je Quadratmeter liegen, unter 3.000 Euro zu drücken. Auch in Thüringen hofft man, dass eine neue Bundesregierung das Thema ernst nimmt. Rebecca Brady, Sprecherin des Verbands Thüringer Wohnungswirtschaft formuliert ihre Sorgen: "Wenn wir hier keine Priorisierung sehen und das so weitergeht wie in den letzten Jahren, dann sehen wir den sozialen Frieden in Deutschland ernsthaft in Gefahr."

Abbau von Bürokratie gefordert

Ein wesentlicher Lösungsansatz sei es, politische Kostentreiber zu senken. "Zeit ist Geld", sagt Brady und fordert, Bürokratie und Baurecht zu entschlacken sowie Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung zu beschleunigen.

Doch nicht nur der Bund sei in der Pflicht: "Weitere Kostentreiber, wenn wir jetzt mal ganz konkret nach – zum Beispiel – Erfurt schauen wollen: Brandschutzanforderungen der örtlichen Feuerwehr sind sehr unterschiedlich in Thüringen und in Erfurt sehr streng. Jede Kommune hat ihre eigene Stellplatzsatzung, es gibt unglaublich sinnfreie Schallschutznormen, die viel Geld kosten beim Bau, aber im Endeffekt nicht so viel bringen."

Sozialwohnungen günstiger bauen

Auf dem heutigen Wohnungsbautag sollen dazu Studien vorgestellt werden, die vorschlagen, bei Sozialwohnungen Standards wie Keller, Tiefgarage oder Aufzug zu streichen, um günstiger zu bauen. Jens Zillmann vom Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt warnt jedoch davor, bei der Barrierefreiheit zu sparen.

Stattdessen müsste mehr Wohnraum in seinem Bundesland entsprechend ausgebaut werden, denn die Bevölkerung werde immer älter: "Nur sechs Prozent der Wohnungen sind geeignet für Menschen mit Beeinträchtigung. Das beschreibt eigentlich das gesamte Dilemma, dass wir schnellstmöglich damit anfangen müssen, diese Wohnungen so herzurichten, dass die Mehrheit der Menschen, die dann in diese Alterskohorte reinkommen, auch barrierefreien Zugang zu ihrem Wohnraum hat."

Wohnungsförderung muss regionaler werden

Außerdem stellt er fest: In Sachsen-Anhalt gebe es keinen angespannten Wohnungsmarkt, auch nicht in Halle und Magdeburg. Statt Neubau wie in Köln oder Hamburg müsse eher der Bestand saniert oder zurückgebaut werden. "Wir müssen und brauchen eine auf diese regionalen Besonderheiten ausgerichtete Fördermittelpolitik. Und nicht für ganz Deutschland eine Einheitspolitik, die am Ende dazu führt, dass weder die Sanierungsziele noch die Neubauziele erreicht werden."

Trotzdem seien die Mieten auch in Sachsen-Anhalt zuletzt gestiegen, sagt Zillmann. Das läge dann aber an den Nebenkosten, die teilweise genauso hoch seien wie die eigentliche Kaltmiete.

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