Einen Tag nach der Präsentation des Koalitionsvertrages von Union und SPD attestiert Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem wahrscheinlich künftigen Bundeskanzler und Parteikollegen Friedrich Merz einen „absoluten Willen zur Macht“. „Was ein bisschen zwischen uns stand, war einfach die Tatsache, die ja ganz oft im Leben vorkommt, dass wir beide Chef werden wollten“, sagte Merkel bei Deutschlandfunk Kultur. Merz‘ Willen habe sich jedoch gezeigt und er habe nun die Chance und Möglichkeit ergriffen.
Scherzhaft bezeichnete Merkel sich und Merz als „Dream-Team“, als ein gemeinsames Foto von den beiden bei Merkels Wahl zur CDU-Parteichefin aus dem Jahr 2000 gezeigt wird. „Ich bin ein Jahr älter ungefähr als er und man könnte fast sagen, wir waren ein guter Jahrgang, denn wir reichen für eine lange Zeit“, scherzte Merkel.
Die Beziehung Merz-Merkel war lange belastet, nachdem die damalige CDU-Chefin ihn nach der Bundestagswahl 2002 als Unionsfraktionschef verdrängt hatte. Bei einer CDU-Feier zu ihrem 70. Geburtstag im Spätsommer gingen beide zuletzt aber ausgesprochen freundlich miteinander um. Am Wahlabend des 23. Februar gratulierte Merkel dem CDU-Chef per SMS zum Wahlsieg der Union.
Merkel wünscht sich mehr Frauen in der ersten Reihe
Merkel wünscht sich aber auch mehr Frauen an vorderster politischer Front – auch im künftigen Kabinett. „Wenn vier Leute zusammenstehen, wäre es natürlich schöner, es würden zwei Frauen da stehen“, sagte sie. Damit bezog sie sich auf die Vorstellung des Koalitionsvertrages von Union und SPD. „Überall, wo wichtige Positionen sind, gehören einfach Frauen hin.“
Am Mittwoch waren die Parteichefs von CDU, CSU und SPD – Friedrich Merz, Markus Söder, Lars Klingbeil und Saskia Esken – vor die Kameras getreten, um den Vertrag zu präsentieren. Merkel lobte, dass die Koalitionsverhandlungen in Ruhe vonstattengegangen seien und „wenig herausgestochen“ wurde – zu einem „Seitenlinienkommentar“ zum Koalitionsvertrag und der künftigen Regierung ließ sich die langjährige Regierungschefin aber nicht hinreißen.
Nach dem Ziel der Parität im Bundeskabinett gefragt sagte Merkel, das müsse „von innen heraus“ aus den Parteien kommen und alle müssten sich Mühe geben. „Es muss nicht jedes Mal 100 Prozent gelingen, aber von der Tendenz her sollte es schon so sein, dass jeder sich darüber Gedanken macht“, sagte sie bei ihrem Besuch beim Deutschlandfunk Kultur.
„Neben mir hat man auch oft nur Männer gesehen“, sagte Merkel in Erinnerung an ihre lange Regierungszeit. Heute falle das mehr auf. Sie selbst habe über viele Jahre versucht, Frauen zu fördern. Das finde gleichwohl nicht nur in Topjobs statt.
„Als ich ins Bundeskanzleramt kam, gab es keine einzige Abteilungsleiterin“, sagte Merkel. Früher sei es etwa schlicht „nicht üblich“ gewesen, dass Frauen mit kleinen Kindern im Kanzleramt arbeiteten. Sie habe aber zeigen können, „dass es geht“, auch und vor allem bei Frauen in Teilzeit. Zum Ende ihrer Amtszeit sei die Hälfte dieser Abteilungsleitungsstellen von Frauen besetzt gewesen.
Als eins ihrer persönlichen weiblichen Vorbilder bezeichnete Merkel, die selbst Physikerin ist, die aus Polen stammende und später in Frankreich tätige Physikerin und Chemikerin Marie Curie. „Die musste sich wirklich durchboxen“, äußerte Merkel ihre Bewunderung für die erste Studentin an der Pariser Sorbonne und zweifache Nobelpreisträgerin. „Diese Beharrlichkeit, dieses sich nicht irre machen lassen, das hat mir schon sehr imponiert.“
Merkel war 16 Jahre lang Bundeskanzlerin und die erste Frau in diesem Amt. Auch als sie vor 25 Jahren zur CDU-Chefin gewählt wurde, war es das erste Mal, dass eine Frau diesen Posten übernahm.
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