Mit dem überarbeiteten Vantage hat Aston Martin seinen Einsteiger-Sportler deutlich schärfer gemacht. ntv.de war mit dem optisch ebenfalls aufgepeppten Achtzylinder-Athleten unterwegs. Er ist jetzt noch ein bisschen mehr Traumwagen.
Wer früher zum Aston Martin Vantage griff, hatte ein Problem. Erstens war die Leistung mit 510 PS im Laufe der Zeit doch ein bisschen mau geworden im Schatten der ganzen inzwischen verfügbaren Hochleistungselektrofahrzeuge. Und dann unterschied sich die Power überhaupt nicht von jener der Mercedes-AMG-Modelle, die ja die gleichen Aggregate verwenden. Und die dünnen Auspuffendröhrchen wirkten auch nicht gerade vollfett, sondern eher mager.
Doch all das ist Geschichte. Der trotz sportiver Ausrichtung als automobiler Gentleman wahrgenommene Vantage hat neben Stil jetzt auch Qualm, und zwar so richtig. Statt 510 wüten seit dem Facelift 665 PS an der Hinterachse. Und optisch haben die Briten ebenfalls aufgerüstet. Mit größermäuligem Kühlergrill sowie ausdrucksstärkeren Scheinwerfern (LED-Matrix verfügbar) erhält der Aston endlich das Überholprestige, das ihm gebührt. Und die vierflutige Auspuffanlage mit jetzt dickeren Rohren samt mächtigem Diffusor verleiht dem Athleten endlich einen satten Supersportler-Auftritt.
Das macht neugierig, also schnell reinschwingen in das kompakte, 4,50 Meter lange Biest und Motorstart. Schon erwacht der von Mercedes-AMG entliehene Vierliter klangstark mit glasklarer Aston-Note. Hier haben die Sounddesigner in Gaydon nachgelegt im Vergleich zum Vorgänger. Hat man beim frühen Vantage noch den AMG herausgehört, verströmt das aktuelle Triebwerk durch und durch Aston-Timbre. Hier bollert der Achtzylinder zaghafter, klingt einen Zacken kehliger und damit irgendwie feiner.
Traktion ist manchmal rar
Doch es ist nicht bloß der Sound, der betört. Der Vantage hat Feuer in jeder Lebenslage. Zu viel eigentlich. Jedenfalls sollte man vorher genau überlegen, wann man die Muskeln spielen lässt. Wie sieht es an der Hinterachse aus? Um die Traktion zu verbessern, kommt ein elektronisches Differenzial zum Einsatz. Dieses sperrt bei Bedarf binnen 135 Millisekunden. Und trotz obligatorischer Traktionskontrolle tun sich die 325er-Walzen längsdynamisch schwer damit, früh einsetzende 800 Newtonmeter Turbo-Drehmoment zu verarbeiten.
Im Klartext: Um die werksangegebenen 3,5 Sekunden bis 100 km/h zu schaffen, brauchst du viel Gefühl im Gasfuß. Und was du nicht haben solltest, um mit dem Vantage gut klarzukommen, ist Übermut. Schon gar nicht, wenn (wie beim Exemplar auf dem Foto) Winterreifen montiert sind, die auf trockenem Asphalt weniger Grip bieten. Bei hohen Tempi liegt der Vantage satt und fährt sauber geradeaus. Das sollte er auch bei 325 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Wer nicht gerade erfahrener Hobbyracer ist, sollte keinesfalls versuchen, auf der Landstraße den Grenzbereich auszuloten. Die gute Nachricht ist, dass der Fahrer selbst bei verhaltenerer Gangart in der Kehre spürt, wie leichtfüßig das Aston-Einsteigercoupé agiert und weniger den Gran Turismo gibt, wie das beispielsweise beim teureren DB12 der Fall ist. Dabei ist der 1,7-Tonner fahraktiv, aber dennoch auch als entspannter Tourer ganz gut geeignet.
Diesen Einschlag unterstützt zudem der Achtgang-Wandlerautomat, der beim lässigen Gleiten kaum nervös agiert und in der Regel die passende Übersetzung bereithält. Und die adaptiven Dämpfer lassen die steife Karosse nicht allzu trocken über schlechte Fahrbahnoberflächen rollen, wenngleich eine gewisse Grundstraffheit präsent ist. Der Vantage ist schon mehr Sportler als Cruiser. Und trotzdem bewahren sich die eng anliegenden Sportsessel ein Quäntchen Restkomfort.
Keine Drucktasten mehr für Getriebebedienung
Außerdem sehen sie besonders schick aus, was bei Aston Martin eine von der Kundschaft erwartete Eigenschaft sein dürfte. Für den Testwagen hat das Aston-Team die Kombination Wildleder für die Sitzflächen sowie konventionelle Lederwangen gewählt. Edel aussehende Ziernähte und die in der Lehne integrierte Kopfstützen sorgen für einen sportlichen Touch.
Bei der Bedienung müssen alte Aston-Hasen übrigens umdenken - und zwar gleich in mehrerlei Hinsicht. Erstens sind die Drucktasten für die Getriebe-Fahrstufen weggefallen und einem kleinen Stummel auf der Mittelkonsole gewichen. Dieses Prinzip scheinen sich die Designer bei Porsche abgeschaut zu haben. Das ist schade, denn die Tasten hatten Charakter.
Zweitens ist Umdenken beim Thema Infotainment angesagt. Diesbezüglich haben die Briten ordentlich draufgesattelt. Viel Displayfläche (inklusive Kombiinstrument) ist eine Botschaft an die jüngere Klientel, mit der man es in bestimmten Märkten eben zu tun hat. Bei der Menüstruktur ist allerdings noch Luft nach oben. Macht aber nichts, weil die physische Taste bei Aston noch eine mindestens genauso große Rolle spielt. Für Dinge wie Lautstärkeregelung sowie Temperatursteuerung kommen aus dem Vollen gefräste Walzen zum Einsatz, die sich solide anfühlen. Und zahlreiche Drucktasten zur direkten Ansteuerung von diversen Funktionen machen das alltägliche Leben mit dem Vantage einfacher.
Blöd nur, dass unter 200.000 Euro wenig geht. Auch der Aston-Martin-Basissportler ist eben ein waschechter Traumwagen.
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